[448] 944. Katzenhexen zu Waldbillig.

Folgendes erzählte Bernh. Braun, ein Mann in den achtziger Jahren.

Vor fünfzig Jahren war es eine Zeitlang nicht geheuer in Waldbillig. Hatte ich einen Handwerker im Hause, z.B. den Schuster, so kam, während er den zweiten Schuh zuschnitt, der fertiggemachte weg, ohne daß man's merkte. So ging's auch mit dem Schneider. Arbeitete ich in einem andern Dorfe und blieb über Nacht aus, so wurde meine Frau im Bett tüchtig geprügelt, so daß ich gezwungen war, jeden Abend nach Hause zurückzukehren. Am ersten Abend nun, als ich neben meiner Frau ohne Licht am Ofen saß, hörten wir plötzlich etwas krabbeln. Ich zündete das Licht an, konnte jedoch nichts finden, auch verlief die Nacht ohne Störung. Tags darauf, als wir wieder abends um den Ofen saßen, hörten wir dasselbe Geräusch. Nachdem ich das Licht angezündet hatte, fand ich eine Katze unter dem Bett. Ich zog sie am Bein hervor und prügelte sie kräftig durch. Man hatte mir nämlich geraten, sie tüchtig durchzuhauen, dann käme sie nicht mehr wieder. Darauf öffnete ich das Fenster und warf sie hinaus; sie platschte auf die Erde, als sei ein schwerer Stein gefallen. Von der Zeit an kam sie nicht mehr wieder.

Brauns Frau fügte hinzu, es sei nun keiner von diesen Leuten mehr im Dorfe; sie habe dieselben alle gekannt d.h. die der Hexerei Verdächtigen.


Lehrer Franck zu Waldbillig

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 448.
Lizenz:
Kategorien: