[455] 961. Die Wahlhauser Hasenfrau.

Ein Einwohner von Wahlhausen ging zuweilen des Nachts auf den Anstand. Da kommt einst ein Hase ziemlich[455] nahe an ihm vorbei. Er schießt, ohne jedoch zu treffen. Am folgenden Abend, als sich der Mann an derselben Stelle befand, kommt der Hase auch wieder und noch näher als tags vorher. Auch diesmal geht der Schuß fehl. Auch ein drittel Mal läßt der Hase nicht lange auf sich warten, kommt ganz nahe, umspringt den Mann und schlägt sogar einen Purzelbaum vor ihm. Da er den Hasen auch diesmal fehlt, kommt ihm der Gedanke, es gehe hier nicht mit rechten Dingen zu. Deshalb begab er sich zum Pastor und erzählt demselben von dem sonderbaren Hasen. Dieser segnete eine Kugel und befahl dem Manne, dieselbe am Abend in die Flinte zu tun. Als nun der Hase wieder erschien und der Mann seine Flinte auf ihn losfeuerte, erscholl plötzlich ein so fürchterliches Geheul, daß Berge und Täler davon widerhallten. Einige Tage darauf verbreitete sich das Gerücht, eine übelberüchtigte Frau aus einem benachbarten Dorfe sei geschossen worden. Der sonderbare Hase hat sich seither wirklich nicht mehr sehen lassen.


Lehrer Schaus zu Wahlhausen

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 455-456.
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