[475] 997. St. Matthäus in Trier.

Vor uralten Zeiten, als die Heiligen noch von einem Orte zum andern wandern mußten, geschah es, daß St. Matthäus von Kolosleiken (oberhalb Saarburg) fortzuziehen gezwungen war. Man setzte ihn in eine Bütte und ließ ihn so die Saar hinuntertreiben. In seiner Bütte rief er beständig: »Land mêch!« Aber überall, wo er vorbeikam und sein Ruf gehört wurde, riefen ihm die Heiligen, welche die Dörfer beschirmten, zu: »Lane mer dêch, da bast d'iwer eis!« Aus der Saar schwamm er in seiner Bütte in die Mosel, und diese trieb ihn bis Trier hinunter, ohne daß man ihn landen wollte. Dort saßen am Ufer Waschfrauen, welche seinen Ruf hörten und Erbarmen mit ihm hatten und ihn landeten mittelst einer Stange, welche sie ihm reichten.

Von dieser Zeit an mußten die dortigen Heiligen fortwandern, und St. Matthäus trat an ihre Stelle. Wo ihn die Waschfrauen ans Ufer gezogen hatten, baute er das berühmte Kloster St. Matthäus. Seit jener Zeit herrscht noch im ganzen Moseltale das Sprichwort: »Lane mer dêch, da bast d'iwer eis!« (Landen wir dich, so bist du über uns!)


N. Gonner

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 475.
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