[540] 1112. Die Burg im Grièfchen bei Greisch.

Im Grièfchen, einem plateauartigen Hügel der Leesbech, zwischen Simmern und Greisch, stand einst ein Schloß, dessen Besitzer in Fehde stand mit der Herrschaft von Useldingen. Die vom Grièfchen gebrauchten allerlei Listen, um die von Useldingen irre zu führen. Sie schlugen ihren Pferden die Hufeisen verkehrt auf, so daß, wenn man meinte, sie seien ausgeritten, sie in Wirklichkeit eingeritten waren. Dann machten sie sich eine Pfeife, welche einen ganz besonderen Ton gab, um die Ihrigen herbeizurufen. Aber die von Useldingen entdeckten die List bald und ahmten die Pfeife nach. Als die vom Grièfchen einst ausgeritten waren, pfiffen sie, und die Hüter der Burg, in der Meinung, es seien die Ihrigen, öffneten die Tore, durch welche die Useldinger rasch ins Schloß drangen. Sie steckten die Burg in Brand. Ein Knecht des Schlosses im Grièfchen stürzte sich, auf einem Schimmel sitzend, brennend in den Bach. Dabei brach er das Genick. Seither erscheint der Knecht jede Nacht. Er sitzt ohne Kopf auf einem Schimmel, dessen goldene Hufeisen verkehrt aufgeschlagen sind. Er hält genau den Pfad ein, welcher sich den Berg hinaufzieht, auf dem das Schloß gestanden.

Nach anderer Mitteilung entfloh beim Brande der Burgherr durch unterirdische Gänge zu seinen Schätzen und wurde nie mehr gesehen. Sein Pferd, das goldene Hufeisen getragen, sei mitten durch die Flammen gesprengt und in den nahen Gebirgen verschwunden. Seit dieser Zeit kommt um Mitternacht ein schwarzes Pferd über die Leesbech gegangen und verfolgt den Weg nach Simmern. Man sagt, es kehre allnächtlich zu den verborgenen[540] Schätzen zurück, die man nach Niederbrennung des Räuberschlosses vergebens gesucht habe.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 540-541.
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