[80] 181. Das rollende Faß in Buchholz (Dalheim).

A. Vor mehr als fünfzig Jahren flüchtete ein desertierter, französischer Soldat nach Medingen (Luxemburg), wo er eine Schwester hatte. Als er in Buchholz (Wald bei Dalheim) kam, bemerkte er auf einmal ein Faß, das vor ihm her rollte und immer größer wurde, bis es auf einmal zerplatzte und verschwand.


Lehrer J.B. Linster


B. Wer einmal notgedrungen um Mitternacht seinen Weg durch den Wald »Buchholz« nehmen mußte, wird zweifelsohne sich nicht mehr an jenem Orte von der grauenvollen Geisterstunde überraschen lassen. Hier, was einem biederen Landmanne aus Dalheim passierte. Er kehrte abends von einem Nachbarsdorfe, wo ihn Geschäfte bis spät in die Nacht hinein aufgehalten hatten, nach Dalheim zurück. Gemütlich sein Pfeifchen rauchend, schlenderte er durch »Buchholz« dem trauten Heim zu. Es schlägt zwölf Uhr; eben hat er den Wald passiert, da vernimmt er hinter sich ein geheimnisvolles Rollen. Unser ehrsamer Wanderer, dessen Gewissen rein wie Gold ist, setzt ruhig seinen Weg fort. Das Rollen wird immer schrecklicher, der Mann blickt um und sieht ein großes Faß seinen Schritten folgen. Das Faß wächst zusehends bis zum Riesenkoloß, dessen bloßes Getöse imstande wäre, das Blut eines Bösewichtes in den Adern gerinnen zu machen. Wankenden Schrittes und mit klopfendem Herzen sucht unser Bäuerlein seinem unliebsamen Gesellschafter zu entkommen, bis beim »Kementer Kreiz« alles verschwand.


Th. Medernach

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 80.
Lizenz:
Kategorien: