[81] 184. Der schwarze Mann in Pul.

Ungefähr eine Stunde von Wormeldingen liegt zwischen den Gemeindewaldungen ein kleines Wiesental, genannt: a Pul. In diese Wiesen hatte eines Abends ein Knecht seine Pferde auf die Weide getrieben. Vom Schlafe überwältigt, legte er sich auf die Erde, schlug die wollene Pferdedecke um sich und lag bald in tiefem Schlaf. Er wurde jedoch durch ein Ziehen und Zupfen an der Decke aufgeweckt, und als er die Augen aufschlug, da stand zu seinem größten Schrecken ein kohlschwarzer Mann vor ihm, der wenigstens neun Schuh maß. Der erfaßte die Decke und, wie eine Katze mit allen Vieren anpackend, erkletterte er einen hohen Eichbaum. Der Knecht ergriff eiligst die Flucht; kaum hatte er jedoch den Saum des Waldes erreicht, als der schwarze Geselle sich quer vor ihn hinlegte, ihm den Weg zu versperren. In seiner Angst machte der Knecht das hl. Kreuzzeichen und empfahl Gott seine Seele, denn ihm schien sein letztes Stündlein geschlagen zu haben. Kaum war das geschehen, da loderte der ganze Wald um ihn herum in lichterlohem, blutrotem Flammenmeer. Der Schwarze fuhr empor und flog unter gräßlichem Gebrüll durch die Lüfte über das Feuer hinweg. Sofort war dieses erloschen und Pech- und Schwefelgestank erfüllte die ganze Gegend.


Lehrer Konert zu Hollerich

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 81.
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