[91] 216. Der Geist zwischen Vichten und Bissen.

Auf der Straße von Vichten nach Bissen, mitten im Walde Geichel genannt, hält sich nach der Sage ein Geist auf, der es besonders auf die Männer abgesehen hat. Wenn ein Mann von seinen Hausangehörigen aus dem Wirtshaus vom Kartenspiel gerufen wird, um nach dem nächsten Orte die Hebamme holen zu gehen, fällt an genannter Stelle im Walde der Geist über denselben her und traktiert ihn mit einer tüchtigen Tracht Prügel. Eine Hebamme versicherte mir, sie sei öfters Zeugin gewesen, daß Männer, die sie abzuholen gekommen, an besagter Stelle plötzlich anfingen, laut zu schreien und um Hilfe zu rufen, und daß sie diesen Weg, selbst zu später Stunde, lieber allein, als in Begleitung von Mannspersonen, zurücklegen wolle; denn sie fürchte allemal dieselben möchten vom Geiste überfallen werden. Außer dem Schreien und Hilferufen bemerkte die Frau trotzdem nichts; ihre Begleiter erzählten ihr nur stets nachher, daß es der Geist gewesen, der sie überfallen habe.


Karl Mersch

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 91.
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