[123] 284. Der Mann ohne Kopf bei Mertert.

Etwa zweihundert Schritt von der Station Mertert entfernt, auf der Straße Luxemburg-Trier, steht eine Kapelle, genannt Richteshäuschen. Hier war vor alters der Ort, wo viele Menschen hingerichtet wurden. Unter der Kapelle befindet sich ein Brunnen, der, wie die Leute sagen, kein »Ende« hat; denn Steine, die man hinuntergeworfen, hört man nicht aufschlagen. Nach dem Volksglauben hat dort ein Femgericht gestanden. Auch ist der Acker, auf dem die Kapelle steht, voll Knochen und menschlicher Überreste.

Hier geht nachts ein großer Mann um, der seinen Kopf unter dem Arme trägt. Er ist natürlich stumm, wenigstens läßt er keinen Laut hören, tut auch niemand etwas zuleide.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 123.
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