[127] 299. Die Mitternachtsmesse in dem Schlosse zu Esch an der Sauer.

Die ehemals so berühmte Herrschaft von Esch an der Sauer ist nun vollständig ausgestorben. Von dem festen Schlosse sind noch zwei Türme und die Trümmer einer Kapelle auf einem Esch überragenden Schieferfelsen übrig. Über diese Kapelle geht im Munde der Bewohner der Ortschaft eine eigentümliche Sage. Sooft ein Mitglied der gräflichen Familie im Sterben lag, konnte man um die Mitternachtsstunde durch die hellerleuchteten Fenster der Kapelle die geisterhafte Gestalt eines greisen Priesters die Messe zelebrieren sehen. Es soll ein längst verstorbenes Mitglied der Herrschaft gewesen sein, welches auf solche Weise einen in seiner Familie bevorstehenden Todesfall ankündigte.


Zollbeamter J. Wolff

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 127.
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