[129] 303. Das Totenmännchen bei Esch an der Sauer.

Eine halbe Stunde von Esch entfernt liegt unter der Straße, welche von Esch nach Lülzhausen führt, der Ort genannt »den Doudemännchen«.

Vor vielen Jahren, als diese Straße noch nicht gebaut war, und der Uhu noch ungestört sein Nest in den kahlen Felsen des »Totenmännchen« bauen konnte, da vernahm der Wanderer, welcher gegen Mitternacht diese Einöde passierte, flehende, wehmütige Klagen, welche unheimlich an den Felsen widerhallten. Manchmal erschien dem Wanderer auch, aber nur von ferne, die blutige Gestalt eines Mannes.

Nach einer uralten Sage soll hier in grauer Vorzeit ein frommer Einsiedler gelebt haben. Derselbe wurde eines Nachts, als er eben dem Gebete oblag, von Mördern überfallen und auf grausame Weise ermordet. Sein Geist irrte noch lange nachher an diesem schauerlichen Orte klagend umher, bis ein Priester mehrere Messen für seine Seelenruhe darbrachte.


G. Spedener

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 129.
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