[206] 485. Gespenstische Tänzer zu Böwingen.

Ein Mädchen von Pratz diente als Magd zu Böwingen an der Attert in einem Bauernhause. Eines Sonnabends, als das Mädchen schon längst eingeschlafen war, wurde es durch eine wunderschöne Musik geweckt. Die Musik kam aus dem Garten her, welcher vor des Mädchens Schlafzimmer lag und mit Werg bepflanzt war. Das Mädchen eilte zum Fenster und erblickte eine große Anzahl Manns- und Weibspersonen, welche nach dem Takt der Musik sprangen und tanzten. Lange dauerte der sonderbare Tanz, sogar an das Fenster des Schlafzimmers klopften die gespenstischen Tänzer, daß es der Magd angst und bange ward und sie sich bis über den Kopf in die Decken hüllte. Sie bedauerte sehr, daß nun das schöne Werg im Garten ganz zertreten werde. Des anderen Tages aber, als die Leute des Hauses auf die Erzählung des Mädchens hin in den Garten gingen, um nach dem Werg zu sehen, fand es sich, daß auch nicht ein einziger Halm zertreten war.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 206.
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