[217] 500. Eule bei Eisenbach.

Ein Schuster aus Eisenbach kam eines Abends, in Begleitung seines Gesellen, eines kräftigen, lebenslustigen Jungen, aus Gemünd (Preußen), einer zwanzig Minuten von Eisenbach gelegenen Ortschaft, wo beide den Tag über gearbeitet hatten. Als sie ungefähr die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten, war es bereits so finster geworden, daß der Meister und Geselle nur mit Mühe den sich durch hohe Felsenwände dahinziehenden Pfad einhalten konnten. An der gefahrvollsten Stelle angelangt, vernahmen sie das Geschrei einer Nachteule, welches der mutwillige Geselle alsogleich nachahmte. Kaum aber war das Echo seines Schreies verhallt, so erhielt er mit flacher Hand einen so derben Schlag ins Gesicht, daß ihm die Augen funkelten und Mund und Nase bluteten. Der Meister verwies ihm seinen Leichtsinn mit den Worten: »In der Nacht geht man ruhig seines Weges.«


Lehrer Quiring zu Untereisenbach

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 217.
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