[228] 529. Burgherr spukt als Wolf.

Vor gar vielen Jahren stand nicht weit von Röser und Krautem ein stattliches Schloß. Der Burgherr aber war ein geiziger, grausamer Mensch, der seine Untergebenen hart bedrückte und die Armen und Hungrigen mit Drohungen abwies; manch armen Mann brachte er ungerechterweise um sein einziges Stück Land. Dafür sollte ihn denn auch die verdiente Strafe ereilen. Ein Sturz vom Pferde machte seinem Leben jählings ein Ende. Gleich darauf jagte während der Nacht und oft auch am hellen Tage ein grimmiger Wolf den Leuten durch sein furchtbares Geheul Schrecken und Entsetzen ein: der Geist des Burgherrn war in den Körper dieses Ungetüms gefahren und muß nun bis zum Ende der Zeiten in dieser Gestalt umgehen. Noch heute wagt man sich nur ungern während der Nacht an die Stelle, wo sonst das unheimliche Schloß gestanden.

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Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 228.
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