[239] 554. Das Hubertushündchen.

A. Zwischen Hassel und Weiler zum Turm steht an einem einsamen Kreuzweg die sogenannte Hubertuskapelle. Reisende, die in später Nacht an dieser Kapelle vorbeigingen, sahen ein Hündchen hinter derselben hervorspringen, das die Vorübergehenden bald kläffend verfolgte, bald auch schnopernd um dieselben herumstreifte. Das Hündchen ist schneeweiß und hinkt an einem Fuße.

Ein gewisser Molter von Hassel kehrte einst des Nachts von Luxemburg nach Hause zurück. Als er an der Hubertuskapelle vorbeikam, sah er ein niedliches Hündchen, das vor ihm mitten in den Kreuzweg sprang, dann in einigen Kreisen um ihn herumlief, indem es ihm immer näher und näher kam und sich zuletzt gleichsam an ihn herandrängte. Das Hündchen gefiel dem Manne nicht übel und er machte den Versuch, es mit sich nach Hause zu locken. Es folgte ihm auch, ließ sich aber nicht streicheln. Zu Hause angekommen, führte er es in ein Zimmer und setzte ihm Milch vor. Es wollte aber nicht trinken. Darauf sperrte Molter die Tür sorgsam zu und begab sich zur Ruhe. Doch als er am Morgen wieder ins Zimmer trat, um nach dem Hündchen zu sehen, war es verschwunden. An diesem Verschwinden bei verschlossenen Türen erkannten die Leute, daß Molter das Hubertushündchen gefangen hatte.


J. Prott, Pfarrer


B. Einst gingen zwei Männer von Hassel spät in der Nacht am Hubertuskreuz vorbei. Als sie das Hündchen sahen, sagte der eine: »Wart, ich will es erlösen!« Und er fing das Hündlein ein und nahm es mit sich nach Haus, wo er es in einem Zimmer einschloß. Als er aber morgens die Tür öffnete, war das Hündlein verschwunden. Das Fenster war aber fest verschlossen und die Tür verriegelt gewesen, so daß es auf diesen Wegen nicht hatte entweichen können. Wie es hinausgekommen, war und blieb ein Rätsel.


J.N. Moes

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 239.
Lizenz:
Kategorien: