[337] 751. Jâsmännchen als Stier, Kalb und Schaf.

Im Dorfe Dahl erschien Jâsmännchen zuerst unter Pfeiffeschlinde in Gestalt eines brüllenden Stieres. Auf der Hûscht am Krenkelsteine, zwischen Dahl und Masselter, spukte er als feuer- und funkenspeiender Stier, und als weidender an der Krenkelbâch, an der Nacherbâch und in der Hesselbâch. Oft kam Jâsmännchen gegen Abend durch das Dorf Dahl wie ein Stier brüllend. Einst wurde er von den Leuten aus Pemmershaus, welche den Dorfstier hielten, angebunden als wäre es ihr Stier. Plötzlich war er lauter Feuer. Die Magd floh entsetzt aus dem Stalle. Nachher fand sich dort nichts mehr vom Stier vor als die Kette, womit er angebunden war. Leute von Gösdorf, die zur Seite von Dahl in den Lohhecken arbeiteten, hörten Jâsmännchen oft als Stier in Dahl brüllen. Zuletzt wagte sich niemand mehr nach Sonnenuntergang vor die Tür.

Wieder trieb Jâsmännchen seinen Spuk auf Tommescht in Gestalt eines geschundenen Kalbes, das bald aus einem Stachelbeerstrauch, bald aus einem Moraste hervorkam.[337]

Bei Nocher auf den Baracken steht ein Kreuz. Dort ging Jâsmännchen als Schaf um. Einst kam Michel H. aus Wilz nächtlicherweile dort mit seinem Esel vor bei. Da fand er ein Schaf am Wege liegen, das sich nicht von der Stelle rührte. H. griff in des Schafes Wolle und sieh! diese war ganz trocken, obgleich es den ganzen Tag über schrecklich geregnet hatte. Da kam den Mann große Angst an, und er eilte mit seinem Esel so schnell als möglich nach Wilz. Von Stund an war sein Haar schneeweiß, und er zitterte bis zu seinem Tode. Das Schaf, behauptete er, sei Jâsmännchen gewesen.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 337-338.
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