[356] 774. Der Wiedertäufer im Wölfragrond.

Auf Wölfragrond hatte man ein Kreuz in einer Nische, die man in einem Baum ausgehauen, aufgestellt. Auf einmal war das Kreuz verschwunden. Das geschah zur Zeit, als die Wiedertäufer auf dem Damsen Hof zwischen Ellingen und Erpeldingen hausten. Da war so ein Alter, der hatte einen Bund mit dem Teufel. Dem traute niemand und er hat auch das Kreuz weggenommen.[356]

Einmal kam ein Mann von Wellenstein und wollte am Sumpf im Wölfragrond vorbei. Da saß ein großer Hund inmitten des Sumpfes; der machte ein Paar Augen wie ein Paar Sackuhren und wimmerte so gottesjämmerlich, als wäre er mit dem Schwanz angewachsen. Schwarz war er wie eine Kohle. Der Mann geht hinzu. Kaum hat er den Sumpfboden betreten, da fängt es an, unter ihm zu flammen. Er läßt sich nicht zurückschrecken. Er kam von Wellenstein, hatte vielleicht ein Glas getrunken, aber er war gar nicht betrunken. Er geht näher, wenn es auch der Teufel selbst sein sollte. »Ist es der Teufel selbst,« sagte er, »so hast du ihn auch gesehen.« Immer schrecklicher wird es um ihn. Es blitzt, die Funken fahren umher. Er bleibt stehen. Es hat ihm noch nichts getan. Er geht voran, sucht den Hund zu befreien. Da ruft plötzlich ein Mann von einem Baum herunter: »Pack an!« Der Hund faßt ihn gleich einem Schraubstock. »Reiß nieder!« ruft's von oben herunter. Und mein guter Mann wird zu Boden geworfen, daß ihm die Rippen im Leibe krachten. »Durch Stahl und Eisen!« sagt der Oberste. Der gute Mann klammert sich an einen armdicken Baum. Aber ach! er wird weggerissen, der linke Arm bleibt hängen, er selbst fliegt bis zehn Ellen über den Sumpf hinaus. Der wünschte den Teufel nie mehr zu sehen.

Noch viele kamen an der Stelle vorbei, wenige blieben ungeschoren, besonders wenn der alte Wiedertäufer einem nicht hold war. Der stund ja im Bund mit dem Schwarzen. Der alte Pastor, den Ellingen hatte, hat es oft gesagt, aber der war auch so mächtig wie er, dem konnte er nichts tun.

Quelle:
Gredt, Nikolaus: Sagenschatz des Luxemburger Landes 1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963, S. 356-357.
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