39. Der vergessene Beutel.

[51] H. Soeterboom, Oudheden van Zaanlant etc. I, S. 100.


Vor vielen hundert Jahren lebte ein Graf von Egmont, der mit seinem Vornamen Walingier hieß, und der war eines also milden Herzens, daß er allezeit seinen Geldbeutel in der Hand hielt, wenn er zur Kirche ritt, um nur stets den armen Leuten geben zu können. Einmal[51] aber fügte es Gott, daß er den Beutel vergaß und darum nach Hause zurückeilte, um denselben zu holen. Seine Frau aber, ein gar unkeusch Weib, hatte inzwischen einen Edelmann, Peter van Renesse mit Namen, zu sich geladen und trieb mit dem ihre Unzucht. Als der fromme Graf nun auf seine Kammer trat, um den Beutel zu nehmen, fand er die Beiden zusammen und durchstach sie mit seinem Schwerte, worauf er sie am Eingange eines großen Waldes begraben ließ.

Also lohnte Gott des edeln Grafen Mildthätigkeit.

Quelle:
Wolf, Johann Wilhelm: Niederländische Sagen. Leipzig: Brockhaus, 1843, S. 51-52.
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