[147] 28. Ola Storbaekkjen

Es war einmal ein Mann im Dovrewald, der hieß Ola Storbaekkjen. Es war ein Riesenkerl, stark, gewaltig und unerschrocken. Im Winter tat er nichts, sondern reiste nur von einem Markt zum anderen und suchte Zank und Schlägereien; er zog von Kristiansmarkt nach Branaes und Kongsberg, und von da nach Grundsaet, und wo er war, da kam er in Händel und Schlägereien, und wo er in eine Schlägerei kam, blieb er Sieger. Im Sommer trieb er Viehhandel in Valders und den Fjorden, und da trank und schlug er sich mit den Fjordleuten und mit den Leuten von Halling und Valders im Gebirg herum und war immer Sieger. Aber manchmal kratzten sie ihn ein wenig mit dem Messer, die Leute.

Doch einmal war es zur Zeit der Heuernte, da war er daheim in Baekkjen und hatte sich zum Mittagsschläfchen unter das Vordach gelegt. Da wurde er in den Berg geholt, und das ging so zu: Es kam ein Mann mit ein Paar vergoldeten Bockshörnern und stieß nach Ola; aber Ola fuhr auf ihn los, daß der Mann Stück um Stück sich ducken mußte. Der Fremde stand aber wieder auf und fing wieder an zu stoßen, und schließlich nahm er Ola wie einen Handschuh unter den Arm und dann fuhren sie beide stracks bergeinwärts.

Da, wo sie hinkamen, war alles mit silbernen Geräten und Verzierungen geschmückt und Ola meinte, beim König könne es auch nicht schöner sein. Sie boten ihm Wein und Branntwein an, und Ola stellte beim Trinken seinen Mann, aber zu essen wollte er nichts nehmen; es kam ihm unappetitlich vor. Auf einmal kam der mit den vergoldeten Bockshörnern[158] herein und gab Ola einen Stoß, ehe er sich recht versah; aber Ola fuhr wieder auf ihn los wie zuvor, und so schlugen und zerrten sie sich durch alle Zimmer und an allen Wänden entlang. Ola meinte, das habe die ganze Nacht gedauert; aber da hatte die Schlägerei über vierzehn Tage gedauert und sie hatten schon an drei Donnerstagabenden mit den Kirchenglocken nach ihm geläutet. Am dritten Donnerstagabend ging es ihm schlecht, denn da hatten die Leute im Berg vor, ihn hinauszustoßen. Als die Glocken zu läuten aufhörten, saß er in einer Bergspalte und schaute mit dem Kopf heraus. Wäre nicht ein Mann vorbeigekommen und hätte ihn zufällig erblickt und die Leute weiterläuten geheißen, so hätte sich der Berg wieder über ihm geschlossen und er wäre wohl noch darin. Aber als er herauskam, war er so zerschlagen und so elend, daß es über alle Maßen ging. Am Kopf hatte er eine Beule großer als die andere und sein ganzer Körper war braun und blau und er war ganz von Sinnen; von Zeit zu Zeit fuhr er auf, lief davon und wollte wieder in den Berg und Streit anfangen und sich um die vergoldeten Bockshörner raufen. Denn die wollte er dem Riesen vom Schädel brechen.

Quelle:
Stroebe, Klara: Nordische Volksmärchen. 2: Norwegen. Jena: Eugen Diederichs, 1922, S. 147-148,158-159.
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