8. Die Hexe auf der First.

[151] Auf der First in Sapün (Langwies) wohnte eine Hexe, die konnte in allerlei Gestalten sich verwandeln.[151]

Einmal hatte sie Schmalz in die Pfanne gethan, um eine Mehlsuppe zu machen, und holte, während das Schmalz vergehen sollte, Mehl aus dem, zwei Stunden weit jenseits dem Berge liegenden Davos, verderbte im Vorbeigehen am Schatz-Berge eine Kuh in einem Stalle, und langte auf der First wieder an, ehe das Schmalz heiß war. –

Ein andermal kam sie nach der Eggen herab, und wollte dort einem Manne Vieh verderben. Allein es hieng ein »Marrschloß« (Vorhängschloß) an der Stallthüre, das sie nicht zu öffnen vermochte. Doch wiederholte sie den Versuch in der gleichen Nacht mehrere Male, aber es ward ihr unmöglich, das Schloß zu öffnen oder zu beseitigen, da der Mann, dem das Vieh gehörte, in den drei höchsten Namen die Stallthüre geschlossen und das Schloß angehängt hatte.

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 151-152.
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