Ueber das Hexenwesen.

[203] Es existiren der Hexenprozesse zu Tausenden und über die meisten Derselben wurde gewissenhaft Protokoll geführt. Sie sind Zeugnisse gerichtlicher Rohheit und eines mörderischen Aberglaubens voriger Jahrhunderte. Die Hexenprozesse haben so große Ähnlichkeit des Inhaltes, daß die Ergebnisse der Forschung, die aus einem Prozesse hervorgehen, auch auf manche And're anwendbar sind.

Das Verhör der Angeklagten wurde von einem landesherrlichen Commissäre in Gegenwart des Dorf-Obristen (Amtmann, Schultheiß) so wie eines Schreibers geführt. Das Verfahren war rein inquisitorisch; das Geständniß wurde zuerst gütlich versucht, half dieß nicht, zur Tortur geschritten. Diese bestand gewöhnlich hauptsächlich aus zwei Stücken, einer[203] Leiter und einem Stuhle. – Die Beschuldigten wurden nun torquirirt, befragt, wieder torquirirt, und so fort, bis sie bekannten; dann wurden sie entweder, nachdem sie Comilitonen denunzirten, frei gelassen oder gerichtet oder verbrannt. Wollten die Beschuldigten nicht gestehen, ward die Tortur nach einiger Zeit wieder in Anwendung gebracht, bis Dieselben bekannten oder unter der Qual starben.

Das weibliche Geschlecht ist der Hexerei mehr zugethan gewesen, als das männliche; es gab überall mehr Hexen als Hexenmänner, auch ist das Wort Hexe in allen deutschen Mundarten weiblich.

Der erste Schritt zur Hexerei war die Verführung. Sie geschah durch Menschen, die schon mit dem Laster behaftet waren, doch selten, nämlich durch Mütter, die ihren Töchtern Anleitung zur Hexerei gaben; meistentheils durch den Teufel selbst, in Gestalt eines Bekannten, und zwar bei Weibern in Gestalt eines Mannes, bei Männern in Gestalt eines Weibes. Vorbereitet und erleichtert wurde die Verführung durch ein unsittliches Leben, und dadurch zerrüttete Umstände. – Der Teufel war meist grün gekleidet. Seine grüne Kleidung und Farbe erinnert an Odins Erscheinen als »wilder Jäger.« Zu einem Manne kam er oft anfangs als Wildschütze, und lehrte ihn durch Kräuter, die in die Kugeln gegossen wurden, sicher schießen; auch gab er Geld, mit dem der Mann immer gewann, dafür aber ihm seine Seele verschreiben mußte. Töchter, die durch ihre Mütter verführt wurden, ritten mit Dieser auf einem Zauberstecken zur Hexenversammlung; der Teufel wendete kleine Geschenke an, Gürtel, Kämme u. drgl. Seine Gaißfüße (Bockfüße erinnern an Thors Böcke, sein Pferde-Fuß an Lokis Verwandlung als Pferd) bemerkte man bei den ersten Zusammenkünften nicht. Auch wurden Weiber bisweilen von ihren eigenen Männern verführt.

[204] Zweite Stufe. Begattung mit dem Teufel. Vor der ersten Begattung blieb der Teufel dem Verführten stets unbekannt. Zu den Weibern kam er nach 3 oder 9, meist nach 14 Tagen wieder, und wurde erst dann an den Gaißfüßen erkannt. Alle Zusammenkünfte mit dem Bösen geschahen Nachts zu Hause, in Höfen, in freiem Felde. Keine Begattung mit dem Teufel hatte üble Folgen; oft gab Derselbe Geld, das nachher nur falsch war, oder beim Nachschauen in Hafenscherben, Roßmist oder Laub sich verwandelt hatte. Durch Drohung des Teufels wurde die Verführte genöthigt, die

Dritte Stufe zu betreten. Der Teufel brachte die Verführten in solche Angst, daß sie ihm fortan gehorsam zu sein, versprechen mußten. Er verlangte von einem Jeden, daß er Gott und die Heiligen verläugnen solle; die Weiber, gleich eingeschüchtert, thaten dies sofort; Männer, die sich sträubten, packte er an, und brachte sie gewaltsam zum Abschwören.

Vierte Stufe. Die Vermälung mit dem Teufel geschah einige Tage nachher. Diese Hexenhochzeit bestand in mehreren Gebräuchen. Die Trauung geschah meist durch einen Hexenmann, der das Paar in »tausend Teufels-Namen« zusammengab. Der Trauende war grün oder schwarz gekleidet; einmal hatte Dieser ein grünes Meßgewand an, ein andermal trug er einen langen Federbusch. – Namen, welche dann der teuflische Bräutigam bei der Hochzeit sich gab, waren: Barthli, Hans, Conrad, Wendel, Caspar, Jörg, Federhans, Bärbel, Eva, Nesa, Salome, Käth, Hanna, Greth. – Das Hexenzeichen wurde der Braut, oder der Vermälten von ihrem »Teufelsmanne« oder »Hexenbuhlen« an einem Arme, oder in die Seite, an der Wange gebissen, oder sonst ein Zeichen gemacht, das dann lange Zeit blieb. Dann wurde Hochzeit gehalten. Gewöhnlich hatte man bei Derselben ein sogenanntes »Vor-Essen.« Es schmeckte aber wie faules Holz und war weder Brod noch Salz dabei. Auch Fische von faulem[205] Holzgeschmacke gab es zu essen; dann aber auch gutes Fleisch, mit Brod, das jedoch am Sonntage gebacken worden, aber ohne Salz; oft Fleisch, wie faules Holz schmeckend und Wein, aber ohne Salz und Brod; ferner Fleisch, scheinbar gut, aber nachher Roßmist, oder faules Holz; den Wein brachte meistens der Teufel. – Unter der Gesellschaft wurde getanzt; von den Männern waren Einige Geiger und Pfeifer.

Bei der fünften Stufe hing die Hexe ganz vom Willen des Teufels ab; sie mußte zu den gemeinsamen Festen kommen. Die Fahrt zu den Hexentänzen geschah auf einem Stecken oder Besen, oder Ofengabel, die die Hexe mit einer weißen, grünen oder schwarzen, oder blauen Salbe »Gabel-Salbe« schmierte und dazu die Worte sprach: »Wohl aus und an, stoß nirgends an,« oder »fahr uff und davon, stoß nirgends an,« oder »zum Chämi us und niena'n an.« War der Tanzboden nahe, gingen, besonders die Mannsbilder, lieber zu Fuß dahin. Oft kamen die Hexen auch auf einer Katze, einem Kalbe oder andern Hausthieren daher; alle diese Dinge mußten aber mit der Hexensalbe berührt sein, und diese Salbe wurde aus dem Fleische ungetaufter Kinder, die man auf den Kirchhöfen ausgrub, gesotten, und noch andere Stoffe dazu gethan. – Alle Hexenfahrten geschahen Nachts und die Hexe legte jedesmal, wenn sie zum Tanze fuhr, einen Besen oder Strohwisch zum Manne in's Bette, damit er während ihrer Abwesenheit nicht erwache. Ein Mann hingegen drückte, bevor er wegfuhr oder ging, seiner schlafenden Frau in Teufelsnamen die Augenlider, damit sie fortschlafen mußte. Manchmal schickte der Teufelsbuhle der Hexe einen Gaißbock zum Reiten; manchmal holte er sie ab und Beide kamen dann auf dem Bocke, oder auf einem Stecken. – Auch wurde »Hexensalbe« gemacht aus Leichen, die unter dem Galgen begraben lagen, oder aus dem Marke, das die Hexen durch ihr zauberisches Anblasen den Leuten entzogen: Es wurden auch die Gebeine der ausgegrabenen[206] Kinder zu Pulver verbrannt, und daraus »Zauberpulver« gemacht. – Wenn die Hexe sich selbst mit der Hexensalbe bestrich, konnte sie sich in einen Hasen oder in eine Katze verwandeln. Oftmals mußte der Stecken, der von Weißhaselstauden war, drei Male bestrichen werden, bevor er Kraft hatte, die Hexe zur Thüre heraus, durch's Kamin oder Fenster wegzutragen. – Saß der Buhle mit der Hexe auf einem Stecken, so saß er vorn; die Hexe durfte während der Fahrt nichts reden, und wurde vom Reiten müde. Kam eine Hexe nicht zum Tanze, wurde sie vom Oberteufel selber oder von ihrem Buhlen geschlagen oder gepeitscht, oder mußte ihm 5 oder mehr Schillinge Strafe bezahlen. Die Hexentänze wurden an Kreuzwegen, bei Schloßruinen, auf Felsvorsprüngen, auf gelichteten Waldplätzen, auf Alpen, auf einsamen Wiesengründen abgehalten, und diese Örtlichkeiten verwandelten sich nicht selten während des Tanzes in schöne, hell erleuchtete Sääle. Die Hexen hatten bei solchen Zusammenkünften eine Vorsteherin, die »Hauptmännin,« oder einen Buhlen zu Befehl, den »Hauptmann,« Obersten oder Vornehmsten. Oft dirigirte der Leibhaftige in eigener Person. Ein Sackpfeifer oder Geiger war der Spielmann. Hatte der Spielmann die »Losung« nicht, oder konnte sonst nicht heimfahren, hielt er am Morgen einen Katzenschwanz, Weiberzopf oder Todtenbeine statt Geige und Bogen. – Die Tänze dauerten zwei oder drei Stunden, und der Spielleute waren Einer bis fünf; die Tänze wurden besucht von Mann und Weib, Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Ledigen und ganz alten Weibern. Die Gesellschaft zählte 20–70 Personen, und die Tanzenden mußten innerhalb eines bezeichneten Kreises am Boden bleiben, wer darüber trat, fiel um, und mußte hohe Strafe zahlen. – Sommers fuhren sie um 10, 11 und 12 Nachts aus, im Winter schon um 9 Uhr. Der Stecken einer Frau Hauptmännin, oder »Rottmeisterin« war einmal mit Silber beschlagen. Während nun die Jungen[207] tanzten und buhlten, stellten die Alten entweder im Kreise oder außerhalb desselben allerlei Zauberwerk an, kochten Hexensalbe, Hexenpulver und allerlei Raupen, Wind, Hagel, Wetter, Krankheiten unter die Leute und Seuche unter das Vieh. Unter den Jungen waren viel mehr Weibsbilder, und kochen thaten die Mannsbilder auch nie, sondern spielten, tanzten oder buhlten mit den jungen Hexen. Meistens war der Spielmann im Innern des Kreises, selten außerhalb. Bei den Tänzen durfte nicht geredet werden; wer reden wollte, fiel um, und wurde geschlagen. Die Meisten waren nackt, die Andern nur leicht in Kleidern. – Die Zeit der Hexentänze waren Ostern, Pfingsten, 14 Tage nach Johanni, Ende August, selten der Winter. Die Wintertänze wurden im November, zwei im Advent, und ausnahmsweise auch um Weihnacht und Fastnacht abgehalten. Fast bei allen Hexentänzen wurde Salbe gemacht und Wetter und Krankheit gekocht. Es wurde dabei schlechtes Wetter und Hagel gekocht, in einem großen Hafen oder in einem Kessel; währenddem tanzten die Jungen. Der Hafen war von Thon oder Erz, und eine Hexe brachte ihn gewöhnlich mit. Es wurde wie gesagt, Regen, Wind, Hagel, Kälte, Nebel, Reif gekocht, womit alle Früchte verderbt wurden, auch Flöhe, Raupen und Ungeziefer wurde gemacht. In den Hafen kam Allerlei, so: Eichenlaub und wurmstichige Eicheln, Reblaub, Baumsprossen und Blüthen; war Alles gar, wurde der Hafen umgestoßen und wo der Inhalt hinlief, gab's in selber Gegend das erschrecklichste Wetter. Die Raupen machten die Hexen aus Speck, Schweineschmalz und grüner Salbe, auch aus Menschen-Haut und Haar, die Flöhe aus Ruß und Sand, die Schnecken aus Speck und andern Stoffen. Das Essen war das Gleiche wie beim Hochzeitsmahle: Alles größtentheils schlecht und ohne Geschmack; den Wein stahlen die Hexenmänner aus den Kellern. Zuweilen wurde dem Teufel ein Opferfest gegeben. Bei solcher Festlichkeit stand Derselbe als[208] »Gaißbock« auf einem »Bildstocke«. Alle mußten ihm dann Geld opfern, und ihn für ihren Gott anbeten, wobei sie aber immer hinter sich gehen, ihm auch den Hintern küssen mußten. Solche Opfer wurden jährlich an dreien Malen gehalten, wobei dann der Teufel Sumpfwasser mit einem Kuhschwanze ausspritzte. Ging die Hexe nicht zur Versammlung, so mußte sie aus Anleitung und Eingebung des Bösen, zu Hause Schaden anstiften, an Menschen und Vieh, und durfte selber ihre eigenen Kinder, Verwandte und Hausthiere nicht schonen.

Auf der sechsten Stufe der Hexerei (Beschädigung der Hausthiere) wurden Menschen und Thiere durch Beibringung des Hexenpulvers getödtet oder durch Berührung verletzt. – Es spannten die Hexen hänfene Fäden über den Weg, und nahmen dadurch den Kühen die Milch, indem sie die Milch aus dem Faden molken. Sie ritten auch Kälber, Kühe und andere Hausthiere zu Tode, oder vergifteten sie mit dem Hexenpulver. Die Berührung mit dem Stecken, auf dem die Hexe ausfuhr, tödtete ein Thier ebenfalls, oder machte es doch krank, meist lahm. – War einer Kuh durch den Faden, einen Axthalm oder ein Seil die Milch entzogen worden, wurde sie wieder melk, wenn die Hausfrau ein Hufeisen ins Feuer legte, und etwas von der spärlichen Milch darauf träufelte. – Die Hexen vergifteten auch die Weiden, und gaben dem Vieh in Teufels-Namen Spinnen ein; sie konnten dem Vieh das Gehirn nehmen, das Herz zerdrücken, die Verdauung hindern. – Die Beschädigung der Menschen endete oft mit deren Tod. Meistens vergifteten die Hexen mit dem Pulver, auch durch bloße Berührung in Teufels-Namen. Jede Berührung hatte ein Geschwüre, kurzen Athem, Kopfweh zur Folge, wurde auch tödtlich. Vergiftung durch Kräutertränke und Tödtung durch Segensprechen kam oft vor. Kam man im »B'segnen« einer Hexe vor, so konnte sie Einem nichts mehr anhaben. – Besonders erpicht waren die Hexen auf das Vergiften von Wöchnerinnen und[209] kleinen Kindern; Letztere zu tödten, genügte das »Anblasen«, oder nur das »Anschauen.« Hatte eine Hexe durch Berührung ein Kind krank gemacht, konnte eine andere Hexe durch ihre Berührung Dasselbe wieder gesund machen lassen.

Siebente Stufe. Mißbrauch und Entehrung der heil. Sakramente. Es war vom Teufel den Hexen streng verboten, das Laster der Zauberei zu beichten, und gar selten beichtete eine Hexe dies. Sie gingen zwar zum Abendmahle, doch in Teufels-Namen; zwar nahmen sie die Hostie an, warfen sie aber unbemerkt wieder weg. Manchmal, um die österliche Zeit, gab der Teufel bei den Hexentänzen das Abendmahl, sie mußten ihn dann in Gestalt eines Bockes anbeten.


Die Hexen endeten ihre irdische Laufbahn größtentheils mit Verbrennung, und über ihr Schicksal nach dem Tode steht folgende Aussage zu Protokolle: »Sie, C., zeigt dabei ferners an, wann eine Person in diesem Laster absterbe, so führe der Teufel sie in den Lüften herum und zerreiße sie zu vielen Stücken, die Seele aber nehme er mit sich zur Hölle.«[210]


Ueber den ersten und zweiten Theil vorliegender Sammelschrift urtheilt die Presse folgendermaßen:


Vor uns liegt die erste Hälfte eines trefflichen Werkes, betitelt: »Volksthümliches aus Graubünden, nach authentischen Quellen und Mittheilungen gesammelt und herausgegeben von Dietrich Jäklin, mit einem Anhange: Märchen aus dem Bündner-Oberlande, gesammelt und nach dem Räto-Romanischen erzählt von Caspar Decurtins.« Der vorliegende Theil enthält über 100 Sagen und Märchen, die in Bünden erzählt werden. Der Verfasser hat das Richtige getroffen, indem er die alten Erzählungen möglichst getreu und in ungekünstelter Form wiedergab, wie sie dem Volksmunde entfließen. Diese zarten Blüthen der Volkspoesie sträuben sich gegen jede Berührung zum Zwecke ihrer Umbildung. Da sie wild aufgewachsen, vertragen sie nicht einmal gerne die gebundene Sprache. Der Verfasser hat dies berücksichtigt, und hierin, glauben wir, liegt das schönste Lob, das wir ihm ertheilen können. Anerkennung verdient ferner der emsige Fleiß, der es allein ermöglichte, eine so hübsche Sammlung zu Stande zu bringen. Der zweite Theil wird die Fortsetzung der Sagen enthalten. Druck und Ausstattung sind geschmackvoll.

Wir empfehlen die fleißige und hübsche Arbeit allen Freunden einheimischer Literatur. Auch in Familien, wo man neben der Bibel, dem Kalender und der Zeitung, nicht viel Anderes liegt, dürften die kleinen Erzählungen manche angenehme Stunde bereiten.

Bündner Tagblatt 1874, Nr. 115.


Intaunt cha divers compatriots grischuns lavuran continue-damaing alla perscrutaziun dell' historia grischuna ils tesoris historiografics chi nel cuors dels seculs passos tres differents avenimeints paraiven vi e pü da vulair as perder nell' imensited del cuors dels temps, vegnan vi e pü approfondieus e raccolts per consever al avegnir, intaunt cha il südits tscherchan da perscruter püttost l'historia etc. da noss antenats lavuran ils oters in ün oter möd alla perscrutaziun della vita sensuela, del caracter etc.[217] dels abitants della veglia Räzia. Uschè gnit güst' ultimamaing tres il Sgr. D. Jäklin a Coira publicho la prüma part d'ün' ouvra, intituleda: »Volksthümliches aus Graubünden.«

Ella contegna ün ampel numer da trapiziuns e fablas, chi derivan dels temps remots da nos pajais, e chi's transplantettan d'üna generaziun all' otra e chi finelmaing designeschan fich bain il caracter ed il sentimaint da noss antenats e del temp vegl in generel. Que ais bain üna lavur in qualche riguard stracativa, ma in oter riguard, tiers grand' attenziun, bain interessanta da ler tuots las tradiziuns dels temps vegls. Nus avains perquè dad onurer l'autur del südit cudesch, per sieu sentimaint patriotic ed avains da recomander intimamaig a tuots noss compatriots la süditt' ouvra, chi ais üna raccolta da tradiziuns da nos pövel, da nos autenats.

Ün' agiunta da quist' ouvra deriva dal valent Sgr. Casp. Decurtins, il quêl nel temp nouv ais intrò sco exellenta forza nel circul scientific historiografic da nos chantun!

Fögl. d'Engadina 1874, Nr. 22.


Cun plaschair po il »Progress« a seis lecturs tant nel co our dal chantun annunziar e chodamaing recommandar l'ovra, chi ha per autur il Sigr. D. Jäklin, dschender del inschmanchabel Prof. Röder, e porta il seguaint titul: »Volksthümliches aus Graubünden«. Dit cudesch contegna legendas, mitas, fablas, in somma requints da Nornas, Doggis, Fängs, Dialas, da spierts chi giran intuorn da not ed avant funerals, sco eir da strias e striuns etc. in qualas apariziuns e stranis evenimaints, as caracterisaiva il vegl temp, forsa plütost massa inclinâ vers la superstiziun, chi non laschaiv' il crastian, in si' exaldata fantasia, far ün pas o interprender qualchosa, sainz' incuntrar qualche spiert, qual, tenor seis contegno, approbaiv' o disaprobaiva seis dits e fats. Dimena in quista mitologia giascha üna profonda idea, q.a. cha sco ün fa và eir a man. In quellas legendas s'exprim' eir il spiert d'ogni pövel e l'istoriograf non las po tuottalmaing ignorar.

Hoz in dj, ingio, scuflantâ, dals progress dellas scienzas natüralas, ün non craja plü ad oter co que ch'is lascha analisar nella ratorta della chimica, as ais parvgni al oter extrem amo plü privlus dell' incredulitá, del materialismo e dafatta del nihilismo,[218] ch'ün sneja tuot. Per que l'istoria, perdand sia poesia, ais dvantada üna miserabla, longurusa prosa, in lö da factums comparta ün vöds radschunamaints e's movainta be in bellas frasas. – Ingraziain al Sigr. Jäklin per seis interessant librett.

»Progress« vom 2. Juni 1874.


Jäklin, Dietrich, Volksthümliches aus Graubünden. Nach authentischen Quellen und Mittheilungen gesammelt. I. Theil: Sagen vom wüthenden Heer, Todtenvolk, Nachtvolk, weißen Frauen, Nornen, Doggi, Fänggen, Dialen, Geistern, seltsamen Begebenheiten, Hexen und Hexenmeistern; – mit einem Anhang: Märchen aus dem Bündner Oberlande, gesammelt und nach dem Räto-Romanischen erzählt von Caspar Decurtins.

Dies Werk, im Selbstverlage des Verfassers erschienen und mit gelungenem Titelbilde geschmückt, wird in seinem II. Theile: Alpen-, Burg- und Bergwerkssagen, Sagen von verschütteten Orten, auch Romanzen und Schwänke, – im III. Theile: Volksmeinungen, Aberglauben, Beschwörungsformeln, Sitten und Gebräuche, das uralte Passionsspiel in Lugnez, Stein-, Baum- und Quellensagen, – und im IV. Theile Episoden, berühmte Persönlichkeiten und Seltsamkeiten aus der Bündnergeschichte enthalten.

Wie sehen also schon aus dem Programm, daß es mit Recht den Titel des »Volksthümlichen« trägt und noch mehr stimmen wir letzterem bei, wenn wir die reiche Sammlung durchlesen. Der Verfasser hat die tüchtigen Vorarbeiten Dr. Vetter's, Vonbun's, Flugi's, Theobald's etc. gut ausgebeutet; sehr werthvolles Material ist ihm alsdann durch verschiedene Professoren und Kantonsschüler in Cur, sowie durch andere Freunde des Alterthums zugeflossen, und einen in der That sehr werthvollen Anhang bilden die Oberländer-Märchen Decurtin's. Wir empfehlen das Werk jedem Freunde solcher Lektüre aufs Angelegentlichste.

Alpenpost 1874, Nr. 24.


»Volksthümliches aus Graubünden.« Nach authentischen Quellen und Mittheilungen gesammelt und herausgegeben von Dietrich Jäklin.

Wir empfehlen dem Publikum diese verdienstliche und dankenswerthe Sammlung graubündnerischer Sagen und Märchen der Beachtung. Sie zeugt von großem Fleiße, richtigem Verständniß und warmer Theilnahme für das Volk und dessen Sitten und Gebräuche. Da solche Sagen vom[219] »wüthenden Heer, vom Todten- und Nachtvolk, vom Doggi und Ung'hür von Hexen und Butzen«, dann auch die ansprechenden, von E. Decurtins gesammelten Märchen aus dem Bündner-Oberland zugleich einen Einblick in das Volksleben, in die religiöse Anschauungsweise, die Cultur und den Charakter der Bewohner jeder einzelnen Thalschaft gewähren, so wäre es recht wünschenswerth, wenn der Verfasser durch allseitige Unterstützung ermuntert würde, die Sammlung mit Herausgabe des versprochenenen zweiten Bändchens zu ergänzen.

St. Galler-Blätter 1875, Nr. 14.


II. Theil. Legenden, Balladen, Romanzen, Sagen, Schwänke, Märchen. Erklärungen. Der erste Theil dieses verdienstlichen Sammelwerks fand eine so günstige Aufnahme und freundliche Beurtheilung, daß eine neue Auflage vorbereitet werden muß. Da sich das Publikum für diesen Sagenschatz gar lebhaft interessirte, so glaubte der Verfasser darin die Aufforderung zu erblicken, die zweite, ergänzende Abtheilung beförderlichst folgen zu lassen. Was dieses zweite, reichhaltige Heft enthält, sagt der Titel. Wie der erste, so bietet der vorliegende zweite Theil einen recht lehrreichen und unterhaltenden Lesestoff. Wir verdanken daher dem fleißigen Sammler seine Arbeit. Sie darf Jedermann als ansprechende Lektüre empfohlen werden. Selbst Fachkundige werden darin neben schon Bekanntem manch' Neues, Werthvolles finden. Allen Lesern werden auch die »Erklärungen und Hinweise auf Verwandtes und auf Varianten in andern Kantonen« recht willkommen sein. –

Der im 1. Theile in Aussicht gestellte Anhang »Gebräuche und Kinderspiele von C. Decurtins« wird selbstständig erscheinen.

J.J. Sch.

St. Galler-Blätter 1875, Nr. 43.


Nos compatriot grischun Dietrich Jäklin a Coira ho publicho la seguonda part da sieu cudesch intitulo: »Volksthümliches aus Graubünden.« Nus pudains eir quaista seguonda part chodamaing reccomander a tuots ils lectuors da nos fögl, essendo, medema dotta con ün contenuto fich interessant. –

Scha l'historia ans requinta ils avenimaints ed ils fats glorius da noss antenats e del stedi politic dels temps passos, ans do[220] üna têl' ouvra, cu quella da Dietrich Jäklin ün ritratt del bain il pü nöbel, nempe del sentimaint e del caracter, del penser da noss antenats.

In quaist cudesch sun nempe contgnieus veglias tradiziuns, chi ans daun ün'idea sopra il penser, il tun e la credenza del pövel (Volksglaube).

Suventamaing craj' ün nel temp modern, da bütter il sguard orgogliusamaing davent da tuot quetaunt, ch'ün nomma temp antic, nonobstante bgeras voutas nellas tradiziuns las pü singoleras da quel temp innò as manifesta ün spirt sublim e nöbel, chi as perdet nella fantasia la pü originela e misteriusa. – Quaista credenza del pövel as ho müdo nel temp modern, ella ho accepto tuot ün oter caracter. – La prosa però chi uossa exista ais memma poch elevanta, ella consista püttost in vödas parolas, sainza vita e sainza forzas incitativas. –

L'autur, Sig. Jäklin ais intenziuno da raccoglier e publicher aunch'ün volüm. E cu podains dunque appogger ed onurer il valent hom in sias lodablas intrapraisas? – Sgüramaing al po ün procurer la megldra soddisfacziun, derrasand eir sieu seguond volüm in ün respettavel circul da lectuors, ed al appogiand tres protramiss da simila natüra per la quêla l'ouvra ho da servir. –

Nus reccomandains dunque, nel interess della chosa, ed in onur da noss sentimaint naziunel, intimamaing taunt ils volüms già comparieus, cu eir quels chi sortiron auncha dalla stampa. Al istess temp giavüschains il lod. public, dad appogger ed incuradschir il scriptur tres numerusas ed interessantas communicaziuns.

Fögl d'Engiadina, 23. Oct. 1875.


Literatura. Avant cuort temp ans surprendet Sigr. Dietrich Jäklin culla continuaziun da si' ouvr' interessanta: »Volksthümliches aus Graubünden.«

Nus repetins il medem judicato sur quaista segonda part, cha pronunziettan sur la prüma (vide »Progress« da 2 Juni 1874) e giavüschain alla nova livraschun l'istess ampel circul da lecturs sco all' otra. Quella recentamaing comparüda as distingua favoreivelmeng da quell' avant ün an publichada, saj' in quantitá co qualitá.

Adgiundschand ün appendice dellas istorias fabulusas, l'antecedenta vouta comunichadas, compart' il valent scriptur üna[221] collecziun da legendas supr' ils prüms missionars in Räzia, ans dá plünavant ün nummer da bellas balladas e romanzas, bod in forma poetica bod prosaica e finalmaing in quatter chapitels ans relatescha'l: co e perche tscherts lous sajan gnüts desdrüts; quals evenimaints sajan arrivats sün diversas alps e pro'l chavar minas, e quala sort plüs chastells in nos chantun hajan experimentá. La conclusiun forman requints umoristics e novellettas.

Cumbain quasi tuottas istorias cha'l opuscul in questiun contegna, portan ün caracter mitologic, schi ais tantüna in ellas üna vardá fondamentala, nempe la seguainta: cha sco al bun ed al brav vaja bain, schi cha'l empi e'l nosch per seis misfats vegna chastiá. Jl respetabel autur as ha darche dat üna granda fadia in remassar il material, sco nelle stilistica, per il che nus l'ingraziains, il supplichand da proseguir cun instancabel zeli sia lodabl' interpraisa. –

»Progress« 20. Nov. 1875.[222]

Quelle:
Jecklin, Dietrich: Volksthümliches aus Graubünden. 3 Teile, Zürich 1874, Chur 1876, Chur 1878 (Nachdruck Zürich: Olms, 1986), S. 203-211,217-223.
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