46. Der Wolf mit den Schuhen

[301] Es fuhr ein Mann mit dem Pflug. Als er pflügte, kam ein Wolf und wollte ihn fressen. »Aber Onkel Wolf, nicht friß mich, morgen bring' ich dir ein paar Schuhe, daß du sie anziehst.« Gut. Der Wolf ließ ihn zufrieden, er freute sich, daß er hinfort nicht mehr barfuß gehen sollte, denn er war stolz und dumm. Am nächsten Tag nahm der Mann einen Wagen und lud zwei Hunde auf und deckte sie mit einer Wolldecke zu. Als er auf sein Land kam, war auch der Wolf schon da und fragte, ob er ihm die Schuhe gebracht? »Wie sollt ich nicht, geh nur zum Wagen, sie sind unter der Decke.« Als er die Decke aufhob, sprangen die Hunde auf ihn und jagten ihn bis zu seinem Loch. Er sprang hinein, aber die Hunde hielten ihn immer an einem Fuß und zogen ihn, daß er jammerte: »Ach, meine Füße, ach meine Füße. Nehmt meinen Schwanz, den könnt Ihr essen, aber laßt mir die Füße.« Aber die Hunde verstanden ihn nicht, zogen ihn ganz heraus und fraßen ihn.[301]

Quelle:
Schullerus, Pauline: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal. Bukarest: Kriterion 1977, S. 301-302.
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