210. Grosse Füchse.

[148] 1. Hans Kempf aus der Eielen in Attinghausen hatte dem Meister Reineke gebeizt und lag nun während einer kalten Winternacht auf der »Tüssi«. Gar nicht so lange währte es, bis einer kam. Aber das war ein sonderbarer Kerl; so gross wie eine Sau! »Das isch neiwä-n-ä grossä Fux,« dachte Kempf, »da schiässisch dü nitt!« Das Tier schaute sich um, wanderte weiter und verschwand im Dickicht des Waldes. Aber bald erschien ein zweiter, so gross wie ein Rind! Der Jäger merkte, dass es da nicht sauber sei, und machte sich möglichst klein hinter seinem Versteck. Das Schiessen liess er hübsch bleiben. Kaum war das Tier im dichten Unterholze verschwunden, als von der nämlichen Seite ein drittes einherstolzierte, nicht kleiner als ein gefüllter Bettsack. Da fing der Hansi an, zu beten. Auch dieses Untier machte sich in die Stauden des Waldes, nachdem es sich auf dem Platze umgesehen, und liess den zitternden Jäger ungeschoren. Dieser stellte jetzt die Jagd ein und ging ohne den gesuchten Fuchsenpelz, aber um eine Erfahrung bereichert, nach Hause.


Jos. Tresch, Attinghausen, 50 J. Alt.


2. Hinter der Wehribrücke im Maderanertal lotzte ein Jäger den Füchsen. Aber wie erstaunte und erschrak er, als ein Fuchs daher kam, so gross wie ein Rind! In der Angst[148] versprach der Jäger, ein Helgenstöckli zu errichten, wenn er mit heiler Haut davonkomme. Jetzt machte sich das unheimliche Tier wieder davon. Der Bristner aber hielt sein Versprechen, und die »Tafälä« zwischen der Wehribrücke und dem Kohlplatz hinter Bristen erinnert an seine Rettung (19. Jahrhundert).


Jos. M. Epp, Etzlital.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 148-149.
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