383. Schatz in der Burg Attinghausen.

[275] Nach Attinghausen kam einst ein fahrender Schüler. Wie es so geht, kam man auf allerlei zu reden, und die Leute erzählten ihm auch von dem Schatze der Burg. So ein halberwachsenes Meitli äusserte sich, es möchte das Geld auch einmal sehen. »Das will ich dir schon zeigen,« sagte der Fremdling und führte es in die Burg. Er öffnete eine eiserne Türe und fragte das Mädchen: »Fürchtest du dich?« »Nein,« antwortete es keck. Da öffnete er eine zweite Eisentüre und stellte wieder die Frage: »Fürchtest du dich?« – »Nein.« – Jetzt tat er die dritte auf. »Fürchtest du dich?« – »Nein.« – Und nun sah das Mädchen den Teufel auf einem mächtigen Haufen Geld hocken. Und mit beiden Händen schorte er wie besessen das sonst herumliegende Geld »under ds Hinder, gottmerchytt, äs wär nur da sicher.« Das neugierige Mädchen wurde bei diesem Anblick ohnmächtig, und der fahrende Schüler musste es hinaustragen.


Mathilde Rämi, 70 J. alt.


Andere sagen, es hange da ein Kübel voll Geld an der Wurzel eines Haselnusstrauches oder ein Chessi voll unter einer Haselnusstaude.


Michael Wirsch, 70 J. alt.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 275-276.
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