1390. Affenkind.

[237] Zu Weggis im Kanton Luzern, so erzählte ein alter Mann von Bauen, diente eine Magd bei einem Witwer, der zwei liebliche Kinder hatte. Aber wie ja Kinder sind, auch sie machten etwa dumme oder übermütige Streiche, und dann wurden sie von der jähzornigen, groben Magd Affen gescholten, auch dann noch, als sie der Meister dafür ernsthaft tadelte und es ihr strenge verbot. Sie heiratete später und zwar gerade ihren Dienstherrn, und da wurde sie auch von der verdienten Strafe ereilt. Das erste Kind, dem sie das Leben schenkte, war ein Affe, ein rechter wilder Affe, den sie töten mussten. Auch die zwei lieblichen Kinder ertranken eines Tages auf dem Schulwege im Mühlebach.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 237.
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