533. Die Katzen auf den Brücken des Maderanertals.

[61] 1. Uff d'r altä Wehristutzbriggä z'Bristä – si isch teiffer unnä g'sy als dië jetzig – hennd d'Lytt a dä Fräufastän-Abädä ä grysslichi, schwarzi Chatz g'seh grüppä-n-uf-ämä Bäimli (Baumstamm zur Seite des Brückleins). Mal Einä het-si einisch appäg'jagt. Und darnah syg-si dur d'Chehrli üfäg'liffä und obä-n-am Bort undär-nä grossä Stei undäräg schliffä. Är nitt fülä, isch-ärä nachä und schlyfft äu hindärä und het da äso mit dä Händä-n-ummäg'griffä. Iberchu hed är nyt, aber dä-hinnä häigs äso kürios 'küttet und 'pfüset; und da syg ä so ä Tschüder durnä-n-üff chu und häig-ä g'heerig erschittet. Am andärä Tagg hed-er düe miässä-n-i ds Bett, si hennd-ä g'eelt und verwahrt, und i viärzäh Tagä-n-isch er ä Lycht g'sy.

Jäh, das het's yser Läbtig g'heissa: Nah Bättgloggä sell-mä mit keiner Chatz nië nymeh z'tüe ha.

Ein anderes Mal näherte sich ein Bursche der Brücke mit der Absicht, die Katze herabzuschlagen. Aber das liess er hübsch bleiben, denn die Katze war auf den beiden Brückenlehnen ausgespannt, d.h. mit den zwei rechten Beinen stand sie auf der einen, mit den zwei linken auf der andern Lehne, und so erwartete sie ihn fauchend, mit glühenden Augen, gekrümmtem Buckel und hocherhobenem Schwanze.

Andere, die mit dem gleichen Vorhaben umgingen, b'stellte es ganze Nächte hindurch.


Frau Tresch, Lungenstutz, u.a.


2. Ein Schreiner von Silenen kam öfters zur Familie Zberg in der Kreuzsteinrütti im Etzlital auf die Stör und ging auch in der Gegend z'Stubeten. Es war ihm bekannt, dass auf der Etzlibrücke von Zeit zu Zeit eine unheimliche schwarze Katze sich sehen liess. Daher bestrich er eines Abends seinen Säbel mit Gesegnetem und nahm ihn mit sich. Als er auf die Brücke kam, richtig! da kauerte das Tier mitten auf derselben und gaffte ihn mit zwei feurigen Augen[61] an. Äs syg ä cheibä Pattsch g'sy. Er aber erschrak nicht; nachdem er mit dem Säbel ein Kreuz in die Luft geschlagen (är hed d'r Chrytzstreich g'schlagä), hieb er auf das Tier ein und zündete ihm eins. Da stiess es ein fürchterliches Geschrei aus und verschwand.


Josef Maria Zberg, 75 J. alt, Silenen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 61-62.
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