568. Das Schaf als nächtlicher Begleiter.

[75] Ja, das ist sicher, dass sich früher mehr solche Sachen ereignet haben als heutzutage. So hat auch mein Grossvater das folgende für eine Wahrheit erzählt und hat sich's nie nehmen lassen: Von der Alp Trogen aus wollte er eines Abends nach dem nahen Wannelen z'Stubeten. Als er aber dort ankam, sah er, dass die Nachbarn in der Hütte des Mädchens versammelt waren, das er besuchen wollte. Deshalb machte er sich sofort auf den Heimweg. Als er in den Wald kam, sah er auf einmal ob sich, also zur Linken, etwas einhergehen, das aussah wie ein schwarzes, g'huddlets Schaf. Das begleitete ihn nun; von Zeit zu Zeit rasselte es im Gebüsch. Er wanderte nun an einem fort und kam doch nicht nach Trogen. Als es anfing zu tagen und der unheimliche Begleiter verschwand, befand sich der Grossvater erst beim Nätsch-Egg und hatte bloss die Hälfte des Heimweges nach Trogen hinter sich.


Josef Bissig, Unterschächen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 75.
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