438. Gespenst wie ein Bettsack.

[11] Eines Nachts konnte der Gerig Heiri im Grossberg, Bürglen, gar nicht schlafen. Er stand also auf und schaute zur Kurzweile zum Fenster hinaus. Da kam auf einmal über die Gadenbsetzi daher ein Woüti wie ein Bettsack, ohne Kopf, ohne Beine und Arme. Zuerst schaute Heiri dem Ding zu. »Da witt doch lüegä, wie wyt dass das noch will, und was das bigährt«, denkt er. Endlich aber fragt er, laut rufend, was es wolle. Da blieb das seltsame Ding auf dem Fleck stehen und rührte sich nicht mehr. Nach einer Weile, nachdem er vergeblich auf eine Antwort gewartet, sagte Heiri: »Blybb dü dert, so lang ass d'witt. Ich bi da däheimä und ha's nitt z'billig und ha 'zyset und 'zallt, wië's rächt isch.« Dann tat er ruhig und gelassen das Fenster zu und ging wieder ins Bett. Am folgenden Morgen war von allem keine Spur zu merken. Nur die Gwandlatte vor dem Hause lag am Boden.


Jos. Gerig, Schattdorf.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 11.
Lizenz:
Kategorien: