791. Ein Ungeheuer schläft bei der Hausfrau.

[198] Zu Talachern stand das alte Haus vor Zeiten weiter gegen Westen als das heutige. Darin wurden sie jedoch von einem Ungeheuer derart belästigt, dass sie's aus Verdruss abschlissen und an anderer Stelle aufbauten. Auf dem leeren alten Hausplatz hörten sie's später häufig flennen. Endlich sagte die Frau zum Manne, ob sie es nicht einladen wollten, zu ihnen ins neue Haus an den Schärmen und zu Feuer und Licht zu kommen. Lange wehrte sich der Gatte dagegen, gab aber zuletzt nach. Nachdem das Ungeheuer versprochen, niemanden zu schaden, kam es ins neue Haus herüber. Die Hausfrau sah es häufig bis an ihr Bett kommen, und es stieg auch zu ihr ins Bett hinein und schlief bei ihr. Ich habe sie noch gekannt, die alte Fuhrerin.


Theresia Gisler, 73 J. alt, Spiringen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 198.
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