736. Auf Gottes Schutz gebaut.

[168] Zwei Männer mit straff gefüllten Geldgurten kamen vom Lauisermarkt und marschierten durch den finstern Wassnerwald hinab, der aber nicht etwa in der Gemeinde Wassen, sondern in der Gemeinde Gurtnellen liegt und in alten Zeiten wegen seiner Räuberbanden berüchtigt und gefürchtet war. Die Gotthardstrasse durchzog ihn seiner ganzen Länge nach von der Kapelle »bei der Tafelen« bis zum Güetli diesseits des Wyler. Die zwei Wanderer hatten einen grossen Hund bei sich; mehr als auf diesen vertrauten sie aber auf den Schutz Gottes und wurden einig, den Rosenkranz miteinander zu beten. Wie der eine der beiden beim Beginn des Gebetes das Kreuzzeichen macht, schiesst ein grosser Mann hinter einer Tanne hervor und ruft giftig: »Dü machisch doch grad wiën-nä Geissbock!« Aber zu folgen oder ihnen etwas Leides zuzufügen, das vermochte er nicht.


Albin Baumann, 75 J. alt, Gurtnellen; Marie Ziegler, Bauen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 168.
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