650. Künden des »weissen Todes«.

[115] Bei Einbruch der Nacht sahen einst vor wenigen Jahrzehnten die Älpler von Gufern im Maderanertal einen Vorderarm mit einer Fackel durch das Dunkel dahinschweben. Es kam diese Erscheinung vom Balmerschachen her und ging über das Balmen-Egg und dann zum Kärschelenbach hinunter und bis in die Gegend des Stäubenfalles. Auch lautes Geschrei begleitete sie. Genau zehn Jahre später verunglückten mehrere Mannenvölker in der Lawine in der letztgenannten Gegend. Unter den Personen, die hineilten, um die Verunglückten oder wenigstens ihre Leichen zu bergen, war auch die Mutter eines der letztern, die laut weinend oder schreiend mit einer Fackel in der Hand im Zuge einherschritt.


Fr. Senn-Loretz, 26 J. alt, Wyler.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 115.
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