667. Das Wettermännchen in der Pörtlialp.

[124] 1. Wenn man's allemal vom »Beerdli« her jauchzen hörte, sagten die Leute am Ronastutz und in Fellenen: »Ähä! ds Wättermanndli het wider g'jützet im Beerdli; äs wird wiëscht.«

Von Zeit zu Zeit sah man einen grossen, schweren Mann vom Beerdli herkommen; der hatte einen grossen Hut auf und ging bis in den Kästalwald; nie weiter. Dort verschwand er. Und jedesmal wurde es dann wüst. Mein Vater hat ihn oft gesehen, aber nie so nahe, dass er ihm hätte das Gesicht beschauen können. Man vermutete, es sei der nämliche, den man auch jauchzen hörte.


Albin Indergand, Amsteg.


2. Ja, das ist wahr! im vorderen Beerdli (Pörtli) hört man von Zeit zu Zeit Einen jauchzen, und dann gibt's wüst Wetter. Ich habe ihn selber gehört und gesehen. Wir gingen eines Herbsttages ins Fellital, um dort Holz zu holen. Auf einmal hörten wir vom andern Beerdli her Einen jauchzen. 'S isch äs prächtigs G'jütz gsy und isch eim ganz bekannt vorchu; mä hätt meegä meinä, mä hätt-ä scho mängsmal g'heert, der danä. Wir jauchzten ihm ebenfalls zu, aber er verstummte. Zwei bis drei Tage nachher legte es einen tüchtigen Patsch Schnee.

Seine Wohnung hatte er im Alphäuschen im vordern Waldi. Oft hörten sie ihn am Abend seinen Stock neben der Haustüre an die Wand stellen und dann hineinkommen. Aber dann gab es bald schlecht Wetter. Das war ein sicheres Zeichen, wenn man ihn den Stock an die Wand stellen hörte. Ich war mehrere Sommer Senn daselbst. Eines Abends, als ich zu beten gerufen hatte und zur Hütte zurückkehrte, kam Einer grad zum Türgricht heraus, witschte in schnellen Schritten an meiner Seite vorbei und eilte von dannen. Ich dachte, es sei der Hirt. Als ich aber die Hütte betrat, waren Hirt und Zubub drinnen, und keiner hatte die Hütte verlassen oder einen Besuch gesehen. Das war das letzte Mal, dass ich den gespenstigen Hütteninsassen bemerkt hatte.


J.J. Walker, 72 J. alt, Meitschligen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 124-125.
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