672. Das Wettermanndli auf Wildampfern.

[128] Wildampfern und Alplen sind zwei kleine, zur Intschialp gehörende Stafel am Geissberg ob Gurtnellen. Daselbst hauste früher ein Wildmanndli. Wenn schlechtes Wetter im Anzug war, jauchzte es laut, dass man es bis Ruoppelingen hinunter hörte. »Wennd's alligs äso g'hürelet het, de het-mi-si chennä g'fasst machä«, pflegte ein alter Gurtneller zu sagen. Es behaupten noch ziemlich junge Leute, sie hätten das »Wettermanndli« oft selber gehört, aber nur im Winter, und zwar auf Alplen.

Es war im Jahre 1895, als der Nywengadmer bei Ruoppelingen prophezeite, es werde baldigst schlechtes Wetter einfallen, das Wildmanndli am Geissberg habe gejauchzt. Und in der Tat, schon am nächsten Tage fiel Schnee, und eine Lawine sauste bis nach Stalden hinunter.

Als am Sonntag Misericordia (22. April) 1917 eine Lawine das Haus im Gapyl und mehrere Ställe verschüttete und vier Menschenleben forderte, da behaupteten viele, sie hätten »es« am Samstagabend vorher mehrmals am Schnüerstock, wo eine der beiden Lawinen losgebrochen, jauchzen gehört; andere hörten es unmittelbar bevor die Lawine losbrach. Was es gewesen, ob Wildmanndli, Hexe, arme Seele oder sonst etwas, wusste mir niemand zu sagen.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 128-129.
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