987. Genau.

[338] Zwei Nachtbuben passierten ein Türli; der vorausgehende, der es öffnete, überliess das Zutun dem nachfolgenden, der es aber aus Faulheit und Gleichgültigkeit unterliess. Bald hernach lief ein Rinderhaupt durch das offen gebliebene Türli hinaus, geriet an den Abgrund und rollte die steile Halde hinunter zutode. Der gleichgültige Kamerad starb, und lange Zeit nachher passierte der andere wieder die nämliche Stelle. Da hörte er im Tobel jemand »wiëtig gruxä«. Er schaute hinunter, und siehe! da kommt sein Kamerad von jenem Abend und het äs g'Grux! Auf den Schultern trägt er ein Rinderhaupt. »Dü hesch äu äs g'Grux!« redet ihn jener an. Und der Geist sagt: »Ja, und dü channsch etz denn äu gruxä. Ich han etz de my Teil ab'treit und de chunnt's a' dich. Hättisch dü miër am sälbä-n-Abed g'seit, ich sell dz Tirli züetüe.« »So, so, isch das äsoo!« meinte der Lebendige und ging zum Besitzer jenes Rinderhaupts und bekannte, und dieser schenkte und verzieh den beiden alles. Der Geist wurde nie mehr gesehen.


Jos. Gamma.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 338.
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