845. Der Schimmelreiter an der Flüelerstrasse.

[231] Nachdem vor etwa 70–80 Jahren der sogenannte »Strasserli«, Bannwart an der Flüelerstrasse in Altdorf, gestorben, sah man ihn auf einem weissen Rösslein wandeln. Viele staunten und sagten, er sei doch ein braver Mann gewesen. Andere hingegen wussten jetzt allerlei Schlimmes von ihm, umsomehr als das Amt eines Bannwarts der Sympathien der Leute sich nicht erfreut. »Ähä«, hiess es, »jetz weiss mä, was das firn-ä Bawälder gsy isch, hätt är nur ihnä sälber v'rchlagt statt ander!« Endlich stellte man ihn zur Rede, und da war's nicht etwa der Strasserli, sondern der lebendige Teufel, der diese Gestalt angenommen hatte, um die klatschsüchtigen Leute zu verleumderischen Reden zu verführen und so in sein Garn zu jagen.


Frau Hartmann-Wipfli; Josefa Imhof-Aschwanden, 85 J. alt.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 231.
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