1504. Zu Wassen

[287] lebte ein Kind, das öfters zu sich selber laut sagte: »Da ist auch Einer; da kommt wieder Eine« usw.; und doch sahen die Erwachsenen niemand. Da fragten sie den Pfarrer, und der schaute im Taufbuch nach und erklärte dann: »Das nimmt mich nicht Wunder. Das Kind ist nämlich am letzten Tage des Jahres worden.«

Später, als es erwachsen war, sagte es auch die Todfälle in der Gemeinde voraus. Die drei letzten Tage des Jahres heissen im Reuss- und Maderanertal die alten Tage. Wer dä »z'altä Tagä« oder »z'altä Wuchä« (in der letzten Woche des Jahres) geboren ist, sieht die armen Seelen und kann die Todfälle voraussagen. Einige lassen nur den Mittwoch der drei letzten Tage gelten. Es werden noch mehr Beispiele erzählt.


Frl. Walker, Göschenen; Frau Baumann-Dubacher, Franz Jos. Zurfluh, und a.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 287.
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