1533. Ein unheimlicher Hase.

[301] Ein leidenschaftlicher Jäger in Isental – ich kenne ihn sehr gut, er ist noch jünger als ich – ging öfters an Sonn- und Feiertagen auf die Jagd, manchmal sogar während des schuldigen Gottesdienstes. Einmal nun traf er einen Hasen, ein prachtvolles, schneeweisses Tier. Er schoss auf ihn, ein-,[301] zwei-, dreimal. Aber der Hase verrodete sich nicht. Da heig äs chennä chlepfä, wie's heig wellä. Jetzt wurde es dem Jäger doch unheimlich, und er machte kehrt und marschierte heim. Als er noch einmal zurückschaute, war das Tier noch auf dem nämlichen Fleck und schaute ihm unverwandt nach. Dieses Erlebnis genügte, um dem Isentaler die Sonntagsjägerei zu verleiden.


Alois Herger, 40 Jahre alt.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 301-302.
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