1314. Männchen will nicht anstreifen.

[194] Im Isental kam von Zeit zu Zeit ein Erdmännchen aus einer Felsenhöhle, um beim nahen Senn Milch, Süffi und dergleichen Speisen in Empfang zu nehmen. Dann zog es sich in die Höhle zurück und verschwand. Obschon sie nachschauten, war nichts von ihm zu entdecken. Es hatte ein zerfetztes Röcklein und gab immer gar ängstlich acht, dass es an niemanden anstreife. Nun stand ihm mal express ein Bursche beim engen Eingang recht breit in den Weg, damit es anstreifen müsse. Das Leutli konnte aber gar fein ohne Anstossen durchkommen, wobei es sein Kleidlein sorglich um den Leib zusammenfasste. (Aus Lütolf 481, 442.)

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 194.
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