1172. Der Zwyer.

[89] Vor dem uralten Haus in der Zwyer-Matte in der Gemeinde Altdorf, das im 17. Jahrhundert dem Landammann und General Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach gehört hat, stand bis vor etwa einem Jahrzehnt eine steinerne Landsknechtenfigur mit nur einem Arm. Das Volk nannte sie nur den »Steinmann« und behauptete, sie stelle den Zwyer selber dar und besitze deshalb nur einen Arm, weil auch der Zwyer einen Arm verloren habe.

Es ging die Sage, dass die Besitzer des Hofes den Steinmann nicht ungestraft entfernen dürften. Man habe ihn einigemal in den Keller hinuntergestellt, aber dann hätten sie im Hause keine Ruhe gehabt, und im Keller hätten zwei Soldaten in der Tracht des Steinbildes miteinander gekriegt. Die Kinder, die im Hause in der Zeit zur Welt gekommen, da der Steinmann im Keller gewesen, hätten nur einen Arm gehabt.

Jetzt befindet sich der ehemalige Unruhestifter im kantonalen historischen Museum in Altdorf, aber mit gefälschtem Haupt; das echte hatten ihm übermütige Nachtbuben geraubt.


Eduard Kempf und a.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 89-90.
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