1224. Die betrügerischen Alpler in der Röti.

[122] In der Röti, Göschener Alp, hatten Senn und Hirt die böse Gewohnheit, die Morgenmilch im Wellchessi mit einem gewärmten Deckel zu decken. Auf diese Art gab es beim abendlichen Erwellen Vorbruch, und diesen schickten sie den Ihrigen nach Hause, und die Alpgenossen kamen zu Schaden. So hatten sie schon viele Jahre die Bauern betrogen, bis sie einmal den Chessideckel nicht mehr zu entfernen vermochten. Es sass ein furchtbares Gewicht darauf oder nach andern eine schwarze Katze, die zwei Hörner streckte, sich aufblähte und zur Wehr setzte, wenn man sie angreifen wollte. Sie mussten einen Geistlichen holen lassen, der den Bösen, der unsichtbar oder in Gestalt der Katze auf dem Deckel hockte, vertrieb und den Deckel ablüpfte.


Josef M. Tresch, Heinrich Walker.

Quelle:
Müller, Josef: Sagen aus Uri 1-3. Bd. 1-2 ed. Hanns Bächtold-Stäubli; Bd. 3 ed. Robert Wildhaber. Basel: G. Krebs, 1926, 1929, 1945, S. 122.
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