Entstehung der Feen.

[97] In uralten Zeiten lebte eine Frau, die zwanzig Kinder hatte. Da kam eines Tages der Heiland in ihre Wohnung; und die Frau, welche sich schämte daß sie so viele Kinder habe, versteckte die Hälfte derselben. Als nun der Heiland wieder gegangen war, da suchte sie die zehn Kinder, aber sie konnte sie nicht wiederfinden. Die Verstecke waren leer, die Kinder fort und kamen niemals wieder. Denn zur Strafe dafür, daß sie das verbarg, was Gott ihr geschenkt hatte, ward sie desselben beraubt; und von diesen verlorenen Kindern stammen die Feen ab.

Andre jedoch sagen, die Feen seien die Seelen der alten Druiden, welche – zu gut für die Hölle und doch zu sündenhaft für den Himmel, – bis zum jüngsten Gericht unter den Menschen wandeln sollen. Dann aber sind sie erlöst und werden in eine höhere Ordnung des Seins aufgenommen.

Quelle:
Rodenberg, Julius: Ein Herbst in Wales. Land und Leute, Märchen und Lieder. Hannover: Rümpler, 1857, S. 97.
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