Wolfgang Amadeus Mozart

[5] Wolfgang Amadeus (Gottlieb) Mozart ist 1756. den 27sten Januar zu Salzburg geboren.

Er hatte noch eine ältere Schwester Namens Maria Anna. Sein Vater, Leopold Mozart, war der Sohn eines Buchbinders zu Augsburg, studirte zu Salzburg und kam 1743. als Hofmusikus in die fürstliche Kapelle. Sein Künstlertalent, verbunden mit seinem edeln Karakter, verschaften ihm 1762. die Stelle eines zweiten Kapellmeisters. Verheirathet mit Anna Bertlin, galten die beiden wegen ihrer vortheilhaften Körperbildung, für das schönste Ehepaar in Salzburg. Sie zeugten sieben Kinder, von denen aber nur zwei am Leben blieben; Maria Anna und unser Wolfgang.[5]

Leopold Mozart, wenn ihn der Hofdienst nicht zu Verrichtungen seines Amtes rief, beschäftigte sich mit Komposizion und Unterricht auf der Violine. Seine Geschiklichkeit auf diesem Instrumente beweist seine allgemeinbekannte Violinschule, die er 1766. herausgab, und welche 1770. eine neue Auflage erlebte.

An beiden Kindern, und vorzüglich am Sohne nahm er viel Talent zur Musik wahr.

Seit dieser Entdekkung gab er alle Arbeiten und Lekzionen auf, und widmete jeden Augenblik, den er nicht im Dienste des Hofes zubringen mußte, der Entwikkelung und Ausbildung ihres Talents.

Dieser vortrefflichen Leitung verdankt Mozarts Genius den hohen Grad der Kultur, zu dem er sich aufschwang. Die ersten Eindrükke, die sein Ohr auffaßte, waren Harmonien und Gesang; Musik die ersten Begriffe, die sich in seine Seele ergessen. Ueberall kamen die gründlichen Kenntnisse des Vaters dem aufkeimenden Talente des Sohnes entgegen. So mußte früh der schlummernde Götterfunke erwachen. So wuchs er auf, der Musen und Grazien liebliches Kind, so reiste er der Vollkommenheit schnell entgegen.[6]

Er war drei Jahr alt, als seine siebenjährige Schwester den ersten Unterricht auf dem Klavier bekam.

Hier äußerte sich sein Genie zuerst.

Stundenlang konne er sich ungeheißen am Klavier mit Zusammenstimmung der Terzen beschäftigen, die er dann, wenn er sie gefunden Hatte, wiederholt anschlug, und dabei die lebhafteste Freude äußerte. Der Vater brachte ihm leichte Stükken bei, und fand, daß sein dreijähriger Schüler alle Erwartung übertraf, indem er gewöhnlich in einer halben Stunde eine Menuet, oder ein Liedchen lernte, und mit dem angemessensten Ausdruk vortrug.

Mit dem lebhaftesten Temperamente vereinigte sich in dem jungen Mozart ein weiches inniges Zartgefühl. Seinen kindischen Spielen ergab er sich mit einer Innigkeit, die ihn alles übrige vergessen ließ. Liebe für alle Personen, war sein vorwaltender Hang. Jeden, der mit ihm umgieng, fragte er, ob er ihn lieb habe? auch nur scherzweise verneinte.

Allen Dingen und Personen, woran sein Geist einiges Interesse fand, ergab er sich mit[7] der ganzen warmen und lebhaften Innigkeit, der ein so zart organisirter Mensch fähig ist.

Auch am Manne äußerte sich dieser Hauptzug seines Karakters deutlich, und nur zu oft zu seinem größten Nachtheil.

Mit dem sechsten Jahre komponirte er kleine Stükchen auf dem Klaviere, nach dem Gehör, die sein Vater in Noten sezzen mußte.

Von diesem Zeitpunkte an erhielt sein Tonsinn die Oberherrschaft, die ihm jede andere Spielerei gleichgültig machte, welche Kinder sonst entzükt. Nicht wie Schlichtegroll und andere – die keine Kenntniß vom abstrakten Studium der Musik haben – ihm nachschreiben: Mozart sey außer seinen musikalischen Beschäftigungen ein bloßes stehengebliebenes Kind gewesen. Ich muß gegen diese Absurdité Mozart um so mehr vertheidigen, je schwerer es einer gewissen Gattung von Gelehrten eingehen will, weil das Gegentheil ihrem Stolze schmeichelt, daß Musik eine Kunst sey, die tiefes Abstrahiren erfordere, und daher den Tonkünstlern gar zu gern den niedrigsten Plaz, oder wo möglich gar keinen unter den Künstlern anweisen möchten. Diese Herren, die sich in ihren Erholungsstunden eine[8] Oper vorsingen lassen, ein Konzert besuchen, stehen in dem täuschenden Wahne, die Musik sey so leicht geschaffen, als vernommen, und haben, von den mechanischen Schwierigkeiten, die der Künstler überwinden muß, ehe er es nur zur Mittelmäßigkeit – geschweige zur Vollendung bringt, sehr sterile, von der mathematischen Tiefe der produktiven Tonkunst – der Komposizion – wahrhaftig gar keine Begriffe. Wer die Lehren der Klangverhältnisse, des doppelten Kontrapunkts überhaupt die heiligen – göttlichen Offenbarungen der Harmonien des Generalbasses, diese unerschöpflichen, studirt hat, wer je der himmlischen Weihe der Harmonie gewürdigt ward, kann mit Recht auf so manche sogenannte solide (id est Brod) Wissenschaft herabblikken, wie vom Gipfel des Chimboraço auf die Maulwurfshügel der Lüneburger Haide.

Musik ist eine sehr abstrakte Wissenschaft – Algebra des fühlenden Gemüths – eine wahre Mathematik des Geistes, eine mathematische Wissenschaft auch im strengsten Wortsinne, die das ganze Gemüth mit hohem Ernst erfüllt. – So wenig ein abstrahirender spekulativer Filosof, ein Mathematiker, schon vermöge der Wissenschaft, der er sich weiht, und in deren Karakter sich sein ganz Gemüth kleidet, in seinem übrigen[9] Benehmen kindisch scheinen kann, eben so wenig kann es der produktive Tonkünstler; am allerwenigsten einer wie Mozart. Daß er seine schwere Kunst mit Leichtigkeit zu behandeln wußte, lag in der glüklichen genialen Präpotenz seines genialen Gemüths, in der Jovialité seiner Kunst. Die Musik ist eine belebende Kunst, und wen sie belebt, muß wohl nothwendiger Weise lebendig werden. Postillen und Aktenstaub stikt und erwürgt, daher die erwürgten und erhängten Urtheile über eine Kunst, die ihnen ganz fremd ist. Aber freilich hört sich eine Mozartsche und Hayd'nsche Simfonie, ein herzlich naives Liedchen vom ehrwürdigen Vater Hiller leichter an, dringt geschmeidiger ins Ohr und Herz, als eine Sentenz: cum expensis oder achtwöchentlichem Arrest – und folglich ist die Musik eine weit leichtere Kunst, als die sogenannten soliden Wissenschaften, denn Ketten und Geldsäkke sind ja offenbar schwerer als Töne, Töne sind Luft, die Musik ist eine luftige Kunst, Luft ist nichts solides atqui ergo ist die Musik keine solide Kunst. Man schwizt nicht beim Anhören einer schönen Musik – und folglich ist sie keine schwere Kunst. Sieht man doch auf allen Jahrmärkten Kinder mit der Drehorgel und der Tambourine musiziren, und so konnte ja wohl auch Mozart, wenn er eben kein Requiem, oder Don Juan zu komponiren[10] hatte, zur Abwechslung ein Bischen den Kräusel treiben, oder auf dem Stekkenpferde reiten? – –

Mozarts überreiche Fantasie war schon in den Kinderjahren, wo sie in gemeinen Menschen noch schlummert, so wach, so lebhaft, vollendete das, was sie einmal ergriffen hatte, schon so, daß man sich nichts Sonderbareres, und, in gewissem Betracht, Rührenderes denken kann, als die schwärmerischen Schöpfungen derselben, welche, da der kleine Mensch noch so gar wenig von der wirklichen Welt wußte, himmelweit von dieser entfernt waren. Um nur Eins anzuführen: Da die Reisen, welche wir (er und ich – erzählt seine Schwester, – Reichsfreyin, Frau von Berchtold zu Sonneburg, welcher wir diese und die drei folgenden Züge in der All. M. Zeitung (2ten Jahrg. 22. Januar 1800. No. 17. S. 300.) verdanken) machten, ihn in unterschiedne Länder führten, so sann er sich, während, daß wir von einem Orte in den andern fuhren, für sich selbst ein Königreich aus, welches er das Königreich Rükken nannte. – Warum gerade so, weiß ich nicht mehr. Dieses Reich und dessen Einwohner wurden nun mit alle dem ausgestattet, was sie zu guten und fröhlichen – Kindern machen konnte. Er war der König[11] von diesem Reiche: und diese Idee haftete so in ihm, wurde von ihm so weit verfolgt, daß unser Bedienter, der ein wenig zeichnen konnte, eine Karte davon machen mußte, wozu er ihm die Namen der Städte, Märkte und Dörfer diktirte.

Zu seinen Eltern hatte er eine so zärtliche Liebe, besonders zu seinem Vater, daß er eine Melodie komponirte, die er täglich vor Schlafengehen, wozu ihn sein Vater auf einen Sessel stellen mußte, vorsang. Der Vater mußte allezeit die Sekonde dazu singen, und wenn dann diese Feierlichkeit vorbei war, welche keinen Tag durfte unterlassen werden, so küßte er den Vater mit innigster Zärtlichkeit, und legte sich dann mit vieler Zufriedenheit und Ruhe zu Bette. Diesen Spaß trieb er bis in sein zehntes Jahr.

In London, wo unser Vater bis zum Tode krank lag, durften wir kein Klavier berühren. Um sich also zu beschäftigen, komponirte Mozart seine erste Simfonie mit allen Instrumenten – vornemlich mit Trompeten und Pauken. Ich mußte sie, neben ihm sizzend, abschreiben. Indem er komponirte und ich abschrieb, sagte er zu mir: Erinnere mich, daß ich dem Waldhorn was Rechts zu thun gebe![12]

In Olmüz, wo er die Blattern bekam, die ihn so sehr krank machten, daß er neun Tage nichts sahe, und etliche Wochen nach seiner Genesung die Augen schonen mußte, wurde ihm die Zeit lang. Er suchte also Beschäftigung. Der Hofkaplan des dortigen Bischoffs, Herr Hay, nachheriger Bischoff von Königsgräz, besuchte uns täglich. Dieser war in Kartenkünsten sehr geschikt. Mein Bruder lernte sie mit vieler Behendigkeit von ihm, und da uns auch der dortige Fechtmeister besuchte, so mußte ihn dieser das Fechten lehren. Schon damals hieng er mit inniger Zärtlichkeit an allen Künstlern. Jeder Kompositeur, Maler, Kupferstecher und dergl., den wir auf unsern Reisen kennen lernten, mußte ihm von seiner Arbeit ein Andenken geben, und das bewahrte er sich sorgfältig auf.

Seine schnellen Fortschritte in der Musik sezten selbst den Vater, der doch beständig um ihn war, ihn stündlich beobachtete, in Erstaunen; es waren nicht die Fortschritte eines gewöhnlichen schnellfassenden Lehrlings; es waren Riesenschritte eines Genies, dessen Größe selbst sein Vater und Erzieher nicht ahnen konnte, da seine Entwikkelung und Aeußerung jedesmal, auch den größten Erwartungen vorschritt.[13]

Früh schon äußerte sich eine Eigenheit seines Karakters, die zum Theil zu jener Verläumdung: als habe sich Mozart außer seinen musikalischen Beschäftigungen kindisch benommen Veranlassung gab: Verachtung alles Lobes der Großen und Vornehmen, und einen entschiedenen Widerwillen, vor ihnen zu spielen, wenn sie nicht Kenner waren. Er spielte dann gewöhnlich nichts als Tanzmelodien und unbedeutende Tändeleien. Aber in Gegenwart der Kenner war er ganz versammelt, voll Feuer und pierischen Dranges. Dieser eigenthümliche Karakterzug verließ ihn auch bis an sein Ende nicht, und verursachte ihm manche Unannehmlichkeiten.

Als er sich einst zum Klavier sezte, und Kaiser Franz I. neben ihm stand, fragte Mozart: »Ist Herr Wagenseil nicht hier? der versteht es.«

Wagenseil kam, und der kleine Virtuose sagte: »Ich spiele ein Konzert von Ihnen, Sie müssen mir umwenden.«

Es ist Schiksal der ausgezeichnetsten Männer von jeher gewesen, sagt der, um Mozart im Sammeln einzelner biografischer Züge zu richtigerer Kenntniß dieses großen Künstlers verdiente Fr. Rochliz, daß sich der Haufe gemeiner[14] von allen Seiten beschränkter Geister gleichsam in Masse gegen sie vereinigt, um, wenn es ihnen nicht gelingt, jenen Genie's das Verdienstliche und Ausgezeichnete ihrer Werke wegzudemonstriren oder wegzuwizzeln; wenigstens irgend eine schwache Seite, die jeder große Mann, da er doch immer Mensch bleibt, hat, hervorzusuchen, aufzustuzzen, hier und da manches aus eigenem Schaz des Herzens hinzuzuthun, nun das Ganze emsig bekannt zu machen, und dann lächelnd oder prahlend auszurufen: Adam ist worden wie unser Einer! So gieng es auch besonders dem wakkern Mozart, so lange er lebte, und so gehet es ihm größtentheils noch. Man hört seine vortrefflichen Komposizionen, kann dem gewaltigen Eindruk derselben nicht widerstehen, kann diesen Eindruk sich selbst und Andern nicht ableugnen; bricht deshalb allenfalls in ein allgemeines Lob, und gleichsam im Allgemeinen hin: und hergezerrtes Geschwäz darüber aus – welches beides Mozart selbst fast so bitter, wie Schurkerei, haßte; – knüpft aber immer und ewig Bemerkungen daran, wie, sollte mans glauben, daß ein solcher Mann doch übrigens zeitlebens ein Kind war? und dergleichen.

Freilich gab Mozart bei seinem liberalen Leben, bei seinem nur allzuoffnen Karakter, bei[15] seiner Verachtung alles Geschwäzzes über ihn – eine Verachtung, welche zu tief war, als daß er jemals etwas anders hätte thun als darüber lachen sollen – Gelegenheit genug zu solchen Urtheilen.

Ist es aber auf der andern Seite eben so gehässig, als kleinlich, sich, wie das bei Mozart so oft der Fall war, – in eines bedeutenden Mannes Bekanntschaft zu drängen; sich von ihm freundlich aufgenommen, unterhalten, vergnügt zu sehen; dabei im Hinterhalt zu liegen, und ihm irgend eine Schwachheit abzulauern, dann davon zu ziehen, freudig über den gethanen Fund, und diesen nun mit großer Herrlichkeit der Welt aufzutischen? Dürfen wir einen Mann von so eignen Kräften und so eigner Thätigkeit, wie Mozart war; einen Mann, der so einzig in seiner Ideen: und Fantasiewelt lebte; einen Mann, dessen Geist – eben weil und damit er das werden und seyn konnte, was er ward und war, nur in seiner Kunst weben, nur hier Befriedigung, nur hier wahres Interesse finden konnte, dagegen alles, was im weitesten Sinne des Worts Verhältniß heißt, vernachlässigen, verachten mußte; dürfen wir einen solchen Mann nach dem Maasstabe beurtheilen, der mit Recht für uns mittelmäßige Leutchen zum Richtscheit dient?[16]

Als Mozart das leztemal in Berlin ankam, war es gegen Abend. Kaum war er ausgestiegen, so fragte er den Markeur im Gasthofe, der ihn nicht kannte:

»Giebts diesen Abend nichts von Musik hier?«

»O ja,« sagte der Mensch; »so eben wird die deutsche Oper angegangen seyn!«

»So? was geben sie heute?«

»Die Entführung aus dem Serail.«

»Scharmant!« – rief Mozart lachend.

»Ja – fuhr der Mensch fort – es ist ein recht hübsches Stük. Es hats komponirt – wie heißt er nun gleich.« –

Indeß war Mozart im Reiserok, wie er war, schon fort. Er bleibt ganz am Eingange des Paterre stehen, und will da ganz unbemerkt lauschen. Aber bald freut er sich zu sehr über den Vortrag einzelner Stellen, bald wird er unzufrieden mit den Tempo's, bald machen ihm die Sänger und Sängerinnen zu viel Schnörkeleien – wie er es nannte; kurz, sein Interesse[17] wird immer lebhafter erregt, und er drängt sich bewußtlos immer näher und näher dem Orchester zu, indem er bald dies, bald jenes, bald leiser bald lauter brummt und murret, und dadurch den Umstehenden, die auf das kleine unscheinbare Männchen im schlechten Oberrokke herabsehen, Stoff genug zum Lachen giebt, – wovon er aber natürlich nichts weiß. Endlich kam es zu Pedrillo's-Arie: Frisch zum Kampfe, frisch zum Streite! etc. Die Direkzion hatte entweder eine unrichtige Partitur, oder – man hatte – was so manche Herrn Kapellmeister, die nichts bessers können – verbessern wollen, und der zweiten Violine bei den oft wiederholten Worten: nur ein feiger Tropf verzagtDis stattD gegeben. Hier konnte Mozart sich nicht länger halten; er rief fast ganz laut in seiner freilich nicht verzierten Sprache: »verflucht – wollt ihr D greifen!«

Alles sah sich um, auch mehrere aus dem Orchester. Einige von den Musikern erkannten ihn, und nun gieng es, wie Lauffeuer, durch das Orchester und von diesem aufs Theater: Mozart ist da. Einige Schauspieler, besonders die sehr schäzbare Sängerin Mad. B.., die die Blonde spielte, wollte nicht wieder heraus aufs Theater. Diese Nachricht lief rükwärts[18] an den Musikdirektor, und dieser sagte sie in der Verlegenheit Mozart, der nun schon bis hart hinter ihn vorgerükt war. Im Augenblikke war dieser hinter den Kulissen. »Madam!« – sagte er zu ihr – »was treiben Sie für Zeug? Sie haben herrlich, herrlich gesungen: und – damit Sie's ein andermal noch besser machen, will ich die Rolle mit Ihnen einstudiren.«

Als es in Berlin bekannter wurde, Mozart sey da, wurde er überall, besonders auch von Friedrich Wilhelm II. äußerst günstig aufgenommen. Dieser Fürst schäzte und bezahlte bekanntlich nicht nur Musik ungemein, sondern war wirklich – wenn auch nicht Kenner, doch geschmakvoller Liebhaber. Mozart mußte ihm, so lange er in Berlin war, fast täglich vorfantasiren; oft mußte er auch mit einigen Kapellisten Quartett in des Königs Zimmer spielen. Da er einstmals mit dem König allein war, fragte ihn dieser, was er von der Berliner Kapelle halte?

Mozart, dem nichts fremder war, als Schmeichelei, antwortete: Sie hat die größte Sammlung von Virtuosen in der Welt, auch Quartett hab' ich nirgends so gehört, als hier: aber wenn alle die Herren zusammen sind, könnten sie es noch besser machen.[19]

Friedrich Wilhelm freute sich seiner Aufrichtigkeit; erwiederte lächelnd:


»Bleiben Sie bei mir – Sie können es dahin bringen, daß sie es noch besser machen! Ich biete Ihnen jährlich 3000 Thaler Gehalt an.« –


»Soll ich meinen guten Kaiser ganz verlassen?« sagte der brave Mozart, und schwieg gerührt und nachdenkend. Man bedenke, daß der gute Kaiser, den Mozart nicht verlassen wollte, ihn damals noch darben ließ. –

Auch der König schien gerührt, und sezte nach einer Weile nur noch hinzu:

»Ueberlegen Sie sichs – Ich halte mein Wort, auch wenn Sie in Jahr und Tag erst kommen sollten.«

Mozart reiste, voll von diesem Vorschlage, nach Wien zurük. Er wußte, daß ihn hier wieder Neid, Kabale mancherlei Art, Unterdrükkung, Verkennung – und Armuth erwarten würden – denn vom Kaiser bekam er damals noch so gut als nichts Gewisses. – Seine Freunde redeten ihm zu, er wurde zweifelhaft. Ein Umstand bestimmte ihn endlich.[20] Er gieng zum Kaiser und bat um seine Entlassung. Josef II., dieser so oft verkannte, so oft geschmähte Fürst, dem seine Fehler von seinen Unterthanen erst aufgezwungen, eingepreßt wurden – Josef liebte Musik und besonders Mozartsche Musik von Herzen. Er ließ Mozarten jezt ausreden und antwortete dann: Lieber Mozart, Sie wissen, wie ich von den Italienern denke: und Sie wollen mich dennoch verlassen? –

Mozart sah ihm ins ausdruksvolle Gesicht, und sagte gerührt: »Ihro Majestät! – ich – empfehle mich zu Gnaden – ich bleibe!« und damit gieng er nach Hause.

»Aber Mozart!« – sagte ihm ein Freund, den er da traf, und dem er den Vorgang erzählte – warum benuztest Du denn nicht die Minute, und verlangtest wenigstens festen Gehalt? –

Der Teufel denke in solcher Stunde daran, sagte Mozart unwillig.

Kaiser Josef kam aber selbst auf die Idee, Mozart, der bis jezt nur Anwartschaft auf einträgliche Stellen, und einen Titel hatte – einen wenigstens erträglichen Gehalt zu bestimmen,[21] und befragte darüber einen Herrn, den er – freilich hier am wenigsten hätte befragen sollen.

Auf die Frage des Kaisers, der, wie jeder große Herr, nicht wußte, was zum Leben eines Bürgers gehörte, und dem eine Null mehr oder weniger nicht vielmehr als eine Null war, auf die Frage: wie viel man für Mozart anweisen müsse? schlug jener Herr 800 Gulden jährlich vor. Der Kaiser war es zufrieden, und die Sache war abgemacht.

Mozart bekam also nun jährlich 800 Gulden in Wien, welches gerade für seine Hausmiethe hinreichte. Und dennoch blieb er nach wie vor bei Josef, und erinnerte diesen mit keinem Worte an dergleichen Verhältnisse.

Von der nur allzugewöhnlichen Virtuosengrille sich nur nach überschwenglichem Bitten und Flehen hören zu lassen, war wohl kein Virtuos der Welt mehr frei, als Mozart: Im Gegentheil machten es, besonders viele guädge Herren in Wien, ihm zum Vorwurf, daß er vor jedem, der ihn gern hörte, eben so gern spiele. Nur war dabei sein größtes und oft von ihm selbst beklagtes Leiden, daß man gewöhnlich von ihm nur mechanische Hexereien und[22] gaukelhafte Seiltänzerkünste auf dem Instrumente erwartete und zu sehen wünschte; aber dem hohen Fluge seiner Fantasie und seinen gewaltigen Ideen nicht folgen konnte oder nicht folgen wollte. Als er nach – kam, lud der kunstliebende – eine zahlreiche Gesellschaft der Honorazioren der Stadt zusammen, um ihnen das Vergnügen zu machen, Mozart zu hören, der versprochen hatte, in die Gesellschaft zu kommen und dort zu spielen.

Mozart hielt natürlicher Weise die versammelten Herrn und Damen, von denen er kaum zwei kannte, für Kenner oder doch gebildete Liebhaber; fieng also, wie gewöhnlich, im langsamen Tempo, einfacher Melodie, noch einfacherer Harmonie, die nur nach und nach interessanter wurde – theils um sich selbst erst zu erheben, theils um den Geist der Zuhörer mit sich emporzutragen, an.

Die Leutchen saßen im Halbzirkel des prachtvollen Zimmers und fanden das alltäglich.

Mozart wurde nun feuriger: das fand man ganz hübsch.

Jetzt wurde er ernst und feierlich, besonders seine Harmonie frappant, groß und etwas[23] schwer: – das däuchte den mehrsten langweilig, verschiedene Damen fiengen an einander etwas – wahrscheinlich eine kurze Kritik, zuzuflistern, mehrere nahmen Theil, am Ende sprach vielleicht die halbe Gesellschaft leise. Der wirklich kunstliebende Wirth kam immer mehr in Verlegenheit. – Jezt bemerkte Mozart die Wirkung seiner Musik auf sein Auditorium. Stets leicht reizbar, durch das Spiel noch mehr aufgeregt, ließ er seinen auf dem Fortepiano bisher ausgeführten Hauptgedanken nicht fahren, bearbeitete ihn aber jezt mit der Heftigkeit, mit welcher sein Blut durch die Adern fluthen mochte. Als darauf nicht gemerkt wurde, fieng er an – erst ganz leise, dann immer lauter auf das unbarmherzigste auf sein Auditorium loszuziehen und zu schmähen. Zum Glük war die Sprache, welche ihm zuerst in den Mund kam (aus anderer Ursache gewiß nicht) die italienische und nur wenige Mitglieder der Gesellschaft verstanden diese so fertig, daß sie des noch immer fort Spielenden polternde Apostrofen verstanden haben sollten.

Man merkte jedoch, was vorgehe und schwieg beschämt.

Mozart, der noch immer ununterbrochen fortfantasirte, mußte, sobald der Zorn hinweggepoltert[24] war, heimlich über sich selbst lachen; gab seinen Ideen eine galantere Wendung, und fiel endlich ein in die damals auf allen Strasen gangbare Melodie des Liedchens: Ich klage dir, o Echo hier etc. Diese trug er niedlich vor, variirte sie zehn oder zwölfmal, abwechselnd mit Fingerhexerei oder affektirter Süßigkeit, und beschloß damit.

Nun war alles voll Entzükken, und nur wenige hatten errathen, wie grausam er seine Leutchen zum Besten hatte. Er selbst aber gieng bald weg, ließ seinen Gastwirth und einige alte Musiker der Stadt kommen, behielt sie beim Abendessen und fantasirte den alten, auf deren schüchternes Wünschen, mit Vergnügen bis nach Mitternacht vor.

Mozart schäzte unter allen seinen Opern keine höher, als Idomeneo und Don giovanni. Im Ganzen sprach er nur sehr ungern, und nur ganz kurz von seinen Arbeiten – aber doch zuweilen. Ueber Don giovanni sagte er: Für die Wiener ist die Oper nicht, für die Prager eher, aber am meisten für mich und meine Freunde.

Don giovanni gefiel Anfangs in Wien nicht besonders. Als er ein oder zweimal dort aufgeführt[25] worden war, hatte der bekannte kunstliebende Fürst R – eine zahlreiche Gesellschaft bei sich. Die meisten Musikkenner der Kaiserstadt waren gegenwärtig, auch Josef Haydn. Mozart war nicht gekommen. Man sprach viel über dieses neue Produkt.

Nachdem die schönen Herrn und Damen sich darüber ausgeschwazt hatten, nahmen einige Kenner das Wort. Sie gestanden sämmtlich, es sey ein schäzbares Werk eines reichen Genies, einer unerschöpflichen Fantasie: aber dem einen war es zu voll, dem andern zu chaotisch, dem dritten zu unmelodisch, dem vierten zu ungleich gearbeitet, u.s.f. Alle hatten nun gesprochen, nur – Vater Haydn nicht.

Endlich forderte man den bescheidenen Künstler auf, sein Urtheil zu sagen. Mit seiner gewöhnlichen Behutsamkeit nahm er das Wort: »Ich kann den Streit nicht ausmachen – aber, das weis ich – sezte er sehr lebhaft hinzu – daß Mozart der größte Komponist ist, den die Welt jezt hat!« –

Da schwiegen die Herren und Damen.

Nicht anders handelte Mozart gegen Haydn. Bekanntlich widmete er ihm eine[26] Sammlung seiner schönsten Quartetts. Sie gehören unter das Allervorzüglichste, was nicht nur Mozart schrieb, sondern, was überhaupt in dieser Gattung existirt. Seine spätern Quartette sind galanter konzertirender: in jenen aber ist jede Note gedacht; sie müssen deshalb pünktlich, wie sie da stehen, ausgeführt, keine Figur darf verändert werden. Seine Dedikazion ist ein schöner Beweis seiner Bescheidenheit und seiner innigen Verehrung des großen Haydn.

»Das war Schuldigkeit« – sagte er – »denn ich habe von Haydn erst gelernt, wie man Quartetts schreiben müsse.« –

Nie sprach Mozart ohne die lebhafteste Achtung von diesem Meister, ungeachtet beide an einem Orte lebten, und ungeachtet es beiden an Veranlassungen zu gegenseitiger Eifersucht gar nicht fehlte.

Ein gewisser damals erst bekannt werdender, nicht ungeschikter, fleißiger, aber ziemlich geniearmer Komponist, der jezt erst mehr Ruf gewonnen hat, nagte immer nach Möglichkeit an Haydn's Ruhm. Oft überlief er Mozart, brachte ihm Simfonien, Quartetts von Haydn's Komposizion, hatte sie in Partitur gesezt, und zeigte nun Mozart mit Triumpf[27] jede kleine Nachlässigkeit im Styl, welche jenem Künstler, wie wohl selten entwischte. Mozart wendete oder brach doch das Gespräch ab. Endlich wurde es ihm aber zu arg. »Herr« – sagte er äußerst heftig: – »und wenn man uns beide zusammenschmelzt, wird doch noch lange kein Haydn daraus!« –

So haben immer wirklich große Männer andern großen Männern ihr Recht wiederfahren lassen. Nur wer heimlich sich selbst schwach fühlt, sucht dem, der über ihm steht, eine Schwäche abzulauern, um ihn, wo möglich, zu sich herabzuziehen, da er sich zu ihm zu erheben unfähig ist.

Man hat Mozart oft seine Nachlässigkeit, seine Flüchtigkeit, seinen Leichtsinn in Anwendung des Geldes vorgeworfen. Die Sache ist freilich eben so wahr, als das ist, daß sie von der Individualité eines solchen Mannes nicht getrennt gedacht werden kann. Da man sich indeß nur immer Geschichtchen erzählt, wo er das Geld vertändelte oder wegwarf: so sey es vergönnt, einige andere anzuführen, wo er es zwar mit gewohnter Liberalité, aber so brav, mit so viel Gutmüthigkeit und Feinheit, und so ganz, auch ohne die feine Eigennüzzigkeit, welche oft mit Freigebigkeit verbunden ist – ausgab.[28]

Als er sich auf der Leipziger Thomasschule umsah, und das Kor ihm zu Ehren einige achtstimmige Motetten sang, gestand er: so ein Kor haben wir in Wien – und hat man in Berlin und Prag nicht. Unter der Menge von – wenigstens – vierzig Sängern, bemerkte er doch besonders einen Bassisten, der ihm sehr wohl gefiel. Er ließ sich mit ihm in ein kleines Gespräch ein; und ohne daß einer der Anwesenden etwas bemerken konnte, drükte er dem jungen Mann ein für diesen ansehnliches Geschenk in die Hand.

Ein alter ehrlicher Klavierstimmer hatte ihm einige Saiten auf sein geliehenes Instrument gezogen. Lieber Alter, sagte Mozart, was bin ich Ihnen für Ihre Mühe schuldig? Morgen reise ich ab.

Der alte Mann, der ewig in Verlegenheit ist, wenn er mit jemand spricht, stotterte.

»Ihre kaiserliche Majestät, wollt ich sagen: Ihro kaiserlicher Majestät Herr Kapellmeister, ich bin freilich zu verschiednen Malen hier gewesen; ich bitte deswegen mir aus – einen Thaler.«

»Einen Thaler? dafür soll so ein guter Mann nicht einmal zu mir kommen« – und[29] damit drükte er ihm einige Dukaten in die Hand.

»Ihro kaiserliche Majestät,« fieng der Mann erschrokken an –

»Adieu, lieber Alter! Adieu!« rief Mozart, und gieng schnell ins andre Zimmer.

Man hatte ihn gebeten, in Leipzig öffentlich Konzert zu geben, und er war bereitwillig dazu. Gleichwohl war die Versammlung gar nicht zahlreich, und gewiß hatte fast die Hälfte der Anwesenden Freibillers, denn alles, was ihn kannte, bekam solche. Da er kein Kor gab, waren, der Sitte nach, die ziemlich zahlreichen Korfänger von der freien Entree ausgeschlossen. Verschiedne kamen und fragten bei dem Billetier nach. Ich werde den Herrn Kapellmeister fragen, sagte dieser. O lassen Sie sie herein, immer herein! antwortete Mozart. Wer wird es mit so etwas genau nehmen.

Von niemand wurde diese Sorglosigkeit um Geld mehr gemißbraucht, als von Musikalien-Händlern und Theaterdirekteurs. Bei weitem die meisten seiner Klaviersachen z.B. brachten ihm nicht einen Pfennig ein. Er schrieb sie aus Gefälligkeit gegen Bekannte, die etwas Einenhändiges,[30] und zwar zu ihrem eigenen Gebrauch – haben wollten. – Aus diesem leztern kann man sich erklären, warum nicht wenige derselben, besonders aus den Soloklaviersachen, seiner selbst unwürdig sind. Er mußte sich nämlich nach der Fassungskraft, nach der Liebhaberei, nach den Fähigkeiten und Fingerfertigkeiten derer richten, für die er sie hinwarf. Jene spekulativen Herrn wußten sich dann Abschriften zu verschaffen, und drukten nun frisch drauf los.

Besonders hat ein gewisser ziemlich berühmter Kunsthändler und Kompagnie eine Menge solcher Geschäfte gemacht und eine Menge Mozartscher Komposizionen gedrukt, verlegt, verkauft, ohne den Meister nur darum zu fragen.

Einst kam ein Freund zu diesem. –

Da hat der A – wieder einmal eine Parthie Variazionen fürs Klavier von Ihnen gedrukt: wissen Sie davon?

Nein!

»Warum legen Sie ihm aber nicht das Handwerk einmal?«[31]

Ei was soll man viel Redens machen, es ist ein Lump.

Es ist aber hier nicht des Geldes, sondern auch Ihrer Ehre wegen.

Nun, wer mich nach solchen Bagatellen beurtheilt, ist auch ein Lump! – Nichts mehr davon!

Ueber nicht klagte Mozart heftiger, als über »Verhunzung« seiner Komposizionen bei öffentlicher Aufführung – hauptsächlich durch Uebertreibung der Schnelligkeit des Tempo.

»Da glauben sie, hierdurch solls feurig werden« – sagte er. – »Ja, wenns Feuer nicht in der Komposizion stekt, so wird's durch Abjagen wahrlich nicht hineingebracht« –

Besonders unzufrieden war er deshalb mit den meisten neuern italienischen Sängern. –

»Sie jagen, oder trillern und verzirkeln« – sagte er »weil sie nicht studiren und keinen Ton halten können.«

Den Abend vor der Probe seines öffentlichen Konzerts in Leipzig, deklamirte er eben über[32] diese Punkte sehr lebhaft. Demungeachtet nahm er in der Probe selbst den ersten Saz (ein Allegro einer Simfonie von seiner Komposizion) sehr schnell. Kaum zwanzig Takte waren gespielt, und – was leicht vorauszusehen war, das Orchester hielt das Tempo zurük – es schleppte.

Mozart machte halt, sagte, worin man fehle, riefancora! und fieng noch einmal so geschwind an. Der Erfolg war derselbe.

Er that alles, das Tempo gleich fort zu halten, stampfte einmal den Takt so gewaltig – daß ihm eine prächtig gearbeitete stählerne Schuhschnalle in Stükken zersprang: aber alles war umsonst. Er lachte über seinen Unfall, ließ die Stükken liegen, rief nochmalsancora und fieng zum drittenmale in demselben Tempo an.

Die Musiker wurden unwillig auf das kleine todtenblasse Männchen, das sie so hudelte, arbeiteten erbittert drauf los, und nun gieng es. Alles folgende nahm er gemäßigt.

Nach der Probe sagte er einigen Kennern: »Wundern Sie sich nicht, es war nicht Kaprice. Ich sah aber, daß die meisten Musiker schon ziemlich bejahrte Leute waren – es wäre des[33] Schleppens kein Ende geworden, wenn ich sie nicht erst ins Feuer getrieben und böse gemacht hätte. Vor lauter Aerger thaten sie nun ihr Möglichstes.«

Da Mozart dieses Orchester noch nie hatte spielen hören, zeigte das ja wohl von nicht kleiner Menschenkenntniß; so war er ja doch wohl nicht in allem, was nicht Musik war, ein Kind, wie man so oft sagte und schrieb.

Oft hat man Mozart den Vorwurf gemacht, der vielen heutigen Filosofen gemacht wird – er habe sich nur allein mit seinen Werken beschäftigt, und sich nicht um das bekümmert, nicht das gekannt, was an dere, gleichfalls verdienstvolle Männer in seiner Kunst geleistet hatten. Wenn man diesen Vorwurf nur auf das Mehr oder Weniger einschränkt, so kann man ihn nicht ganz davon freisprechen. Indeß liegt doch die Schuld davon weit weniger an ihm, als an seinen Verhältnissen, nach denen er, fast stets auf Reisen, oder komponirend, fast nur neues oder sich selbst hören und kennen lernen konnte. Wo ihm aber etwas wahrhaftig Gutes aufsties, mochte es alt oder neu seyn – so war er voll Freude und wußte es zu schäzzen. Nur von der beliebten Mittelmäßigkeit, von der geistlosen Nachahmerei, nur[34] von dem gedankenlosen leeren Manirirten war er ein abgesagter Feind.

Worin er nicht etwas von eigenem Geiste fand, das warf er hin: Es ist ja nichts drin, sagte er; aber jedes auch nur leichte Blinken der Funken des Genies übersah er nicht; nahm den jungen Künstler von Talent in seinen Schuz, und trug, so viel er konnte, bei, zu seiner weitern Bildung, Empfehlung, Belohnung. Die Undankbarkeit so mancher, um die er sich verdient gemacht hatte, störte ihn darin nicht. Er vegaß das Böse, das sie ihm anthaten, so schnell, als sie das Gute, das er ihnen erzeigt hatte. Er war – wo nicht der Allererste, doch einen von der Ersten, die den deutschen das Vorurtheil benahmen, daß der Siz der wahren Musik noch jezt in Italien sey. Im Gegentheil ereiferte er sich oft gegen die meisten neuern italienischen Komponisten, mehr gegen die italienischen Sänger in Deutschland und am allermeisten gegen den jezzigen herrschenden Geschmak der Hauptstädte Italiens in der Musik. – Alles, nachdem er es an Ort und Stelle gefunden hatte. Doch thun ihm die Kunstrichter gänzlich unrecht, wenn sie behaupten, er habe nur kunstvolle Harmonie, nur gelehrte Arbeit an Andern geschäzt. Er ließ der durchsichtigsten[35] Musik, nur mußte sie etwas Geist und Eigenthümlichkeit haben – Gerechtigkeit wiederfahren. So sprach er z.B. sehr vortheilhaft von Paesiello, dessen Arbeiten ihm sehr wohl bekannt waren.

Man kann dem, der in der Musik nur leichtes Vergnügen sucht, nichts Besseres empfehlen, als die Komposizionen dieses Mannes, sagte er. Unter den ältern Komponisten schäzte er ganz besonders verschiedene ältere Italiener, die man leider jezt längst vergessen hat. Am allerhöchsten aber Händeln. Die vorzüglichsten Werke dieses in einigen Fächern noch nie übertroffenen Meisters hatte er so inne, als wenn er lebenslang Direktor der Londner Akademie zur Aufrechthaltung der alten Musik gewesen wäre.

»Händel weiß am besten unter uns allen, was großen Effekt thut,« sagte er, »wo er das will, schlägt er ein, wie ein Donnerwetter.«

Diese Liebe zu Händel gieng bei ihm so weit, daß er vieles, was er aber nicht bekannt werden ließ, in dessen Manier schrieb.

Ja er gieng darin noch weiter, als die meisten unsrer heutigen Musikkenner gehen möchten.[36] Er schäzte und liebte nicht nur Händels Köre, sondern auch viele seiner Arien und Solo's.

»Wenn er da auch manchmal nach der Weise seiner Zeit hinschlendert, sagte er, so ist doch überall etwas drin.« – Er hatte sogar die Grille, eine Arie in seinemDon giovanni in Händels Manier zu sezzen, und seiner Partitur dies offenherzig beizuschreiben. Man läßt sie bei der Aufführung gewöhnlich weg. Es ist die im ersten Akte der Elvire, (D dur) blos mit den Saiteninstrumenten: »O flieh den Bösenwicht, o glaub nicht, was er spricht.«

Von Hasse und Graun schien er weniger zu halten, als diese Männer verdienen. Vielleicht kannte er aber die meisten ihrer Werke nicht.

Jomelli schäzte er hoch. – »Der Mann hat sein Fach, worin er glänzt,« sagte er, »und so, daß wirs wohl werden bleiben lassen müssen, ihn bei dem, ders versteht, daraus zu verdrängen. Nur hätte er sich nicht aus diesem herausmachen, und z.B. Kirchensachen im alten Styl schreiben sollen.«

Von Martin, der damals, als Mozart[37] in Leipzig war, die ganze Liebhaberwelt zu bezaubern anfieng, behauptete er:

Vieles in seinen Sachen ist wirklich sehr hübsch: aber in zehn Jahren nimmt kein Mensch mehr Notiz von ihnen. –

Eine Profezeihung, die gleichfalls ziemlich genau eingetroffen ist.

»Keiner aber«, sezte er hinzu, »kann alles, – schäkern und erschüttern, Lachen erregen und tiefe Rührung und alles gleich gut: als – Joseph Haydn.«

Gegen diejenigen seiner eigenen Werke, welche er selbst schäzte, war er strenger, als man gewöhnlich glaubt, vielleicht auch strenger, als er wünschte, daß andre dagegen seyn möchten. So hatte er z.B. seine mit Recht noch immer beliebte Entführung aus dem Serail in Jünglingsjahren geschrieben: Späterhin nahm er eine strenge Rezension derselben vor, in welcher er vieles abänderte, besonders abkürzte.

Ich hörte ihn, – erzählt Rochliz – eine Hauptarie der Konstanze nach beiden Rezensionen spielen, und bedauerte einige weggestrichene Stellen.[38]

»Beim Klavier mags wohl so angehn,« sagte er – »aber nicht auf dem Theater. Als ich dies schrieb, hörte ich mich noch selbst zu gern, und konnte das Ende immer nicht finden.« –

Einwendungen, auch Tadel ließ er sich gern gefallen; nur gegen eine einzige Art desselben war er sehr empfindlich, und zwar gegen die, welche ihm gerade am öftersten gemacht wurde; – Tadel wegen allzufeurigen Geistes, wegen allzuausschweifender Fantasie. Diese Empfindlichkeit war auch sehr natürlich: denn war dieser Tadel gegründet, so taugte gerade das eigenthümlichste und Ausgezeichnetste seiner Werke nichts, und diese verloren in seinen Augen an Werth.

Man hat Mozart oft den Vorwurf gemacht, daß ihm nichts in der Welt interessirt habe, als Musik. Ob diese Beschuldigung sehr demüthigend für den Künstler ist; weis ich nicht. Aber sie ist nicht einmal wahr, und scheint auf oberflächlicher Beobachtung seines Sinnes, und folglich auf einem Mißverständniß zu beruhen, welches seinen Grund darin hat, daß sich ihm z.B. Schönheiten der Natur, anderer Künste als der Seinigen u.s.w. gleichsam nur in der Form seiner Kunst darstellten und so ihn anzogen.[39]

Freilich war er mit Befriedigung seiner körperlichen Bedürfnisse aller Art gar bald und ohne alle Weitläuftigkeiten und Umstände fertig; auch übersah er sich in deren Befriedigung, oder vielmehr Abfertigung allerdings mehr, als ihm selbst gut war.

Aber welchen schönen uneigennüzzigen Sinn er für Freundschaft, für allgemeines Wohlwollen hatte, davon ist schon einiges angeführt worden, davon könnte noch weit mehreres angeführt werden.

Wie vieles arbeitete er nicht aus bloßer Gefälligkeit für bloße Bekannte! Wie weit mehreres für seine Freunde! wie oft verwendete er sich mit Aufopferung für arme reisende Virtuosen, wie oft schrieb er für sie Konzerte, von denen er selbst keine Abschrift behielt, damit sie unter gutem Vorurtheil auftreten und Unterstüzzung finden konnten! Wie oft theilte er mit ihnen, wenn sie ohne Geld und Bekanntschaft nach Wien kamen, Wohnung, Tisch u.s.w. Durch Undankbarkeit ließ er sich darin nicht stören; kaum Minutenlang wurde er unwillig darüber.

Wenn er etwa mit seiner Frau durch schöne Gegenden reiste, sah er aufmerksam und stumm in die ihn umgebende Welt hinaus; sein gewöhnlich mehr in sich gezognes und düstres,[40] als muntres und freies Gesicht heiterte sich nach und nach auf, und endlich fieng er an zu singen oder vielmehr zu brummen, bis er endlich ausbrach:

»Wenn ich das Thema auf dem Papier hätte!« –

Und wenn sie ihm etwa sagte, daß dieses wohl zu machen sey, so fuhr er fort:

»Ja, mit der Ausführung versteht sich. Es ist ein albern Ding, daß wir unsre Arbeiten auf der Stube aushekken müssen!«

Bei einer der Sonntagsmusiken, die bei Mozart gehalten wurden, war ein pohlnischer Graf zugegen, der über ein neues Quintett für Blasinstrumente und Klavier, so wie alle Zuhörer, ganz entzükt war. Er bezeugte ihm dieses, und äußerte seinen Wunsch, daß Mozart für ihn ein Terzett, für die Flöte, gelegentlich machen möchte. Er versprach es gelegentlich. Sobald der Graf zu Hause war, schikte er Mozart hundert halbe Souverainsd'or (150 Kaiserdukaten) mit einem sehr verbindlichen Billet, und wiederholten Danksagungen für das bei ihm genossene Vergnügen. Mozart war wieder erkenntlich, und schikte[41] ihm die Original-Partitur des erwähnten Quintetts, wie er sonst nie that, und erzählte seinen Freunden mit Eifer dieses schöne Verfahren. Der Graf verreiste, kam nach einem Jahre wieder zu Mozart, und fragte nach seinem Terzett.

Mozart antwortete, daß er noch nicht sich dazu aufgelegt gefühlt hätte, ihm etwas seiner (des Grafen) würdiges, zu komponiren.

Der Herr Graf erwiederte: So werden Sie sich wohl auch nicht aufgelegt fühlen, mir die hundert halbe Souverainsd'or wieder zu geben, die ich Ihnen dafür vorausbezahlte.

Man erinnere sich des Billets, worin das Geld für nichts anders, als einen Tribut seiner Bewunderung und seines Danks für genossenes Vergnügen passirte.

Mozart, unwillig aber edel, bezahlte ihm das Geld. Der Graf behielt die Originalpartitur, und einige Zeit darauf erschien das Quintett, als Klavierquartet, mit Begleitung einer Geige, Bratsche und Violonzell, ohne Mozarts Zuthun bei Artaria und Kompagnie.

Er hatte der Strinasacchi – Violinspielerin, nachmaliger Madame Schlik in Gotha,[42] eine Sonate mit obligaten Violin versprochen. (Sie geht aus B dur und fängt mit einem Adagio an.) Aber weil ihm dergleichen kleine Arbeiten zuwider waren, aufgeschoben, sie zu verfertigen, bis der vorlezte Tag des Konzerts kam, in welchem sie aufgeführt werden sollte. (Es war im Hoftheater.)

Nun schrieb er ihre Parthie, fand aber nicht Zeit für die seinige. Kaiser Joseph, der von seiner Loge herab aufs Theater lorgnirte, glaubte zu sehen, daß er keine Noten vor sich hätte, ließ ihn kommen, um die Partitur zu sehen, und war verwundert, auf seinem Papiere nichts als Taktstriche zu finden.

Als er unter Kaiser Joseph sein Einkommen, wie es im Oesterrechischen heißt, fatiiren mußte, schrieb er in seinem versiegelten Billet:

»Zuviel für das, was ich leiste, zu wenig für das, was ich leisten könnte.«

Der Hof hatte ihm nemlich in seiner Eigenschaft als Kammer-Kompositeur (wofür er 800 Fl. hat) niemals einen Auftrag gegeben.

Von seiner Gefälligkeit zeugt, daß er gleich folgenden Auftrag übernahm und ausführte.[43] Ein Mann, der vermöge seines Amts jährlich Violinduette liefern mußte, verlor die Lust und die Ideen, die lezten zwei zu schreiben und bat ihn darum.

Nach etlichen Jahren sind sie für Mozarts Arbeiten bekannt geworden, er hat sie aber nicht herausgegeben.

Als seine Frau sehr krank war, empfieng er jeden Besuchenden mit dem Finger auf dem Munde, und dem leisen Ausruf: Bst! Dieses war ihm nun so sehr zur Natur geworden, daß er in der ersten Zeit nach ihrer Besserung, auf der Strase seinen Bekannten mit dem Finger auf dem Munde, sein Bst! zuzuflistern, und sich dabei auf die Zehe zu heben fortfuhr.

Er ritt morgens um fünf Uhr, wenn seine Frau krank oder schwach war, allein spaziren, aber niemals ohne ein Papier in Form eines Rezepts vor dem Bette seiner Frau zu lassen.

Dieses enthielt folgende liebevolle Vorschriften: Guten Morgen liebes Weibchen! ich wünsche daß Du gut geschlafen habest, daß Dich nichts gestört habe, daß Du nicht zu jäh aufstehest, daß Du Dich nicht erkältest, nicht bükst, nicht strekst, dich mit Deinen Dienstboten nicht erzürnest,[44] im nächsten Zimmer nicht über die Schwelle fällst. Spare häuslichen Verdruß bis ich zurükkomme; daß nur Dir nichts geschieht. Ich komme um – Uhr u.s.w.

Als Mozart das zweite der sechs, Joseph Haydn dedizirten Quartetten komponirte, war seine Frau zum erstenmal in Kindesnöthen. Er arbeitete in demselben Zimmer, wo sie lag. So oft sie ihre Leiden äußerte, kam er auf sie zu, um sie zu trösten und aufzuheitern, und wenn sie etwas beruhigt war, gieng er wieder zu seinem Papier. – Er komponirte nemlich nie am Klavier, sondern schrieb Noten wie Briefe, und probirte einen Saz erst, wenn er vollendet war. Die Menuet und das Trio sind just bei der Entbindung komponirt.

Diese Quartetten hatten hier und da ein sonderbares Schiksal. Als der verstorbene Artaria sie nach Italien geschikt hatte, erhielt er sie zurük – »weil der Stich sogar fehlerhaft wäre.« – Man hielt nämlich dort die vielen fremden Akkorde und Dissonanzen für Stichfehler. In der Folge besann man sich freilich eines Bessern. Doch ergieng es dieser Arbeit Mozarts auch in Deutschland hier und da nicht besser. Der verstorbene Fürst Grassalkowich z.B. ließ einst dieselben Quartetten[45] von einigen Spielern aus seiner Kapelle aufführen. Einmal über das Andre rief er: »Sie spielen nicht recht;« und als man ihn vom Gegentheil überzeugte, zerriß er die Noten auf der Stelle.

Mozarts Gattin hatte einen Hund, der ihr sehr zugethan war. Auf einem Spaziergange im Augarten schwazten beide über das treue Thier, und sie sagte: thue einmal, als wenn Du mich schlügest: er wird garstig auf Dich zufahren. Indem Mozart den guten Rath befolgte, trat der menschenfreundliche Kaiser Joseph aus seinem Sommerhause.

»Ei, ei, drei Wochen erst verheirathet und schon Schläge?«

Mozart erzählte ihm den Zusammenhang, und der Kaiser lachte. In der Unterredung, welche Joseph nun fortführte, fragte er Mozart:

»Erinnern Sie sich noch der Anekdote mit Wagenseil, und wie ich Violin spielte, und Sie unter den Zuhörern im Vorzimmer, Pfui, das war falsch! bald Bravo riefen?«

In Leipzig war Mozart oft und gern, im Hause des damaligen Kantor an der Thomasschule, [46] Fried. Doles, und seines musikliebenden Sohnes. Hier ließ er sich ganz gehen, und nahm sich nichts übel, überzeugt, daß auch die Anwesenden ihm nichts übel nahmen. Er reiste von Leipzig nach Dresden, und gedachte von da auf einige Tage wieder zurükzukommen. Den Abend vor der Abreise speiste er bei Doles und war sehr lustig. Desto trauriger waren die Wirthe, als Mozart aufbrechen wollte. Wer weis, ob wir Sie jemals wiedersehen – sagten sie. Geben Sie uns nur eine Zeile von Ihrer eignen Hand.

Mozart, dessen ganzes Leben fast ein Wechsel von Ankommen und Abschiednehmen, und der darum gegen beides gleichgültig geworden war, machte sich lustig über ihr Pimpeln – wie er's nannte, und wollte schlafen, aber nicht schreiben. Endlich sagte er doch: Nun, Papa, so geben Sie mir ein Stükchen Notenpapier. Er erhielt es, riß es in zwei Hälften, sezte sich und schrieb – nicht länger, als höchstens 5 bis 6 Minuten. Nun gab er dem Vater die eine Hälfte, dem Sohne die andere. Auf dem ersten Blättchen stand ein dreistimmiger Kanon in langen Noten, ohne Worte. Man sang die Noten. Der Kanon war trefflich und sehr wehmüthig.

Auf dem zweiten Blättchen stand gleichfalls ein dreistimmiger Kanon in Achteln, ebenfalls[47] ohne Worte. Der Kanon war ebenfalls trefflich und sehr drollig. Jetzt bemerkte man erst, daß beide zusammengesungen werden konnten, und also ein sechsstimmiges Ganze bildeten. Man freute sich. Nun die Worte – sagte Mozart, und schrieb unter die Noten des ersten Blattes: Lebet wohl: wir sehn uns wieder! Unter die des zweiten: Heult noch gar, wie alte Weiber!

So mußten wir – erzählt Rochliz – sie nochmals durchsingen, und es ist nicht zu sagen, welch eine lacherliche, und doch tief, fast ergrimmt einschneidende – also vielleicht erhaben-komische Wirkung dies auf uns alle machte. Und irre ich nicht, auch auf ihn selbst. Denn mit etwas wilder Miene, rief er plözlich: Adieu! Kinder! und war fort.

Dieser Zug giebt einen neuen Beweis, mit welcher Freiheit sein Genie in den Untiefen der Harmonie lebte und webte: denn ein so ungeheuer schweres musikalisches Rechenexempel – wenn es auch nichts, als das gewesen wäre – nach reichlicher Wahlzeit in einigen Minuten zu lösen, will mehr sagen, als jemand sich vorstellen kann, der sich nicht an ähnlichen versucht hat. –

In demselben Hause stritt man sich nach Mozarts Zurükkunft, eines Abends über das[48] Verdienst mancher noch lebender Komponisten, besonders über einen Mann, der für die komische Oper offenbares Talent hat, – aber – als Kirchenkompositor angestellt ist. Doles, der überhaupt etwas mehr als recht und billig war, an dem Opernwesen in der Kirche hieng, nahm jenes Komponisten Parthei gegen Mozart stets: »Ist ja all' nichts!« erwiederte dieser sehr lebhaft. Und ich wette, »Sie haben noch nicht vieles von ihm gehört, fiel Doles ebenfalls lebhaft ein. Sie gewinnen, antwortete Mozart; aber das ist auch nicht nöthig: so einer kann nichts Rechts dieser Art machen! Er hat gar keine Idee davon in sich. Herr! wenn der liebe Gott mich so in die Kirche und vor ein solches Orchester gesezt hätte! u.s.w. Nun, Sie sollen heute noch ein Missa von ihm sehen, die Sie mit ihm aussöhnen wird.«

Mozart nahm sie mit, brachte sie den folgenden Abend wieder.

Nun, was sagen Sie zu der Missa von – –?

Lässt sich all' gut hören, nur nicht in der Kirche! Sie werdens nicht übel nehmen, ich hab' bis zumCredo andern Text untergelegt, so wird sichs noch besser machen. Nein, es[49] muß ihn keiner vorher lesen! Wollen's gleich aufführen.

Er sezte sich an das Fortepiano, theilte die vier Singstimmen aus; wir mußten ihm schon zu Willen seyn, sangen und er akkompagnirte. Eine possirlichere Aufführung der Missa hat es wohl nie gegeben. Die Hauptpersonen – Pater Doles mit der Altstimme, die er unter stetem ernsthaften Kopfschütteln über das Skandal doch so trefflich absang; Mozart, immer die zehn Finger voll in den trompeten- und paukenreichen Säzzen, unter ausgelaßner Freude, ewig wiederholend: Na, geht's nicht so besser z'sammen? Und nun der arge, und doch herrlich angepaßte Text – z.B. das brillante Allegro zum Kirie eleison: »Hol's der Geyer, das geht flink!« Und zum Schluß die Fugen:


Cum sancto spiritu, | in gloria Dei patris.

Das ist gestohlen Gut, | ihr Herrn nehmt's nicht übel!


Es lag in seiner Reizbarkeit, launigt zu seyn, und in der Stimmung seines Gemüths nicht selten unmittelbar von einem Extrem zum andern überzugehen. Nachdem er in jener ausgelassenen Lustigkeit noch eine Weile verblieben war, und, wie öfters, in sogennaten Knittelversen gesprochen hatte, trat er ans Fenster, spielte,[50] wie gewöhnlich, Klavier auf dem Fensterpolster und schwärmte, ohne auf die an ihn gerichteten Reden etwas zu geben, als gleichgiltige Antworten fast ohne Bewußtseyn.

Das Gespräch über Kirchenmusik war allgemeiner und ernsthafter geworden. Unersezlicher Schade, sagte einer, daß es so vielen großen Musiker, besonders der vorigen Zeit, ergangen ist, wie den alten Malern; daß sie nemlich ihre ungeheuern Kräfte auf meistens nicht nur unfruchtbare, sondern auch geisttödtende Sujekts der Kirche wenden mußten. – –

Ganz umgestimmt und trübe wendete sich Mozart zu den andern und sagte, dem Sinne nach – ob schon nicht auf diese Weise, das ist mir auch einmal wieder so ein Kunstgeschwäz! Bei Euch aufgeklärten Protestanten, wie ihr Euch nennt, wenn ihr Eure Religion im Kopfe habt – kann etwas Wahres darin seyn, das weis ich nicht. Aber bei uns ist das anders. Ihr fühlt gar nicht, was das will: Agnus Dei! qui tollie peccata mundi! Dona nobis pacem! und dergleichen. Aber wenn man von frühester Kindheit, wie ich, in das mistische Heiligthum unsrer Religion eingeführt ist; wenn man da, als man noch nicht wußte, wo man mit seinen dunkeln, aber drängenden[51] Gefühlen hin sollte, in voller Inbrunst seinen Gottesdienst abwartete, ohne eigentlich zu wissen, was man wollte; und leichter und erhoben daraus wegging, ohne eigentlich zu wissen, was man gehabt habe; wenn man die glüklich prieß, die unter dem rührenden Agens Dei hinknieten, und das Abendmahl empfiengen, und beim Empfang die Musik in sanfter Freude aus dem Herzen der Knienden sprach; Benedictus qui venit in nomine Domini! Dann ists anders. Nun ja, das geht freilich dann durch das Leben in der Welt verloren: Aber – wenigstens ist mir so – wenn man nun die tausendmal gehörten Worte nochmals vornimmt, sie in Musik zu sezzen, so kömmt das alles wieder, und steht vor einem, und bewegt einem die Seele.

Er schilderte nun einige Szenen jener Art aus seinen frühesten Kinderjahren in Salzburg, dann auf der ersten Reise nach Italien, und verweilte mit besonderm Interesse bei der Anekdote, wie ihm die Kaiserin Maria Theresia, als vierzehnjährigen Knaben aufgetragen habe, das Te Deum zur Einweihung der Waisenhauskirche in Wien zu komponiren, und an der Spizze der ganzen kaiserlichen Kapelle selbst aufzuführen. Wie mir da war! – wie mir da war! – rief er ein über das andre mal –[52] das kömmt doch all nicht wieder! man treibt sich umher in dem leeren Alltagsleben, sagte er dann, ward bitter, trank viel starken Wein, und sprach kein vernünftiges Wort mehr.

Ich erwähne auch dies lezte, in dem Vertrauen, man werde es nicht gegen den werthen Menschen mißbrauchen, sondern daraus einen tiefern Blik in das Ganze seines Karakters thun lernen, und besonderes über den Grund seiner Lebensweise in den männlichen Jahren, wodurch er freilich sich selbst auftreiben half. In seiner Brust lebte mit mächtiger Kraft und Wärme das Ideale, und erregte bei ihm jenes erhabene, ewige, ihn ängstende Sehnen und Streben; aber auch jenes Verzweifeln, man werde nie finden, weil man nie gefunden hat, jenes – sich gewaltsame Betäuben, weil man dennoch das – finden müssen, nicht in sich ertödten kann. Sein nicht geleiteter Sinn glaubte den Gegenstand seines Sehnens erreichen, und außer sich erreichen zu können; sein sich selbst überlassener Geist vermochte nie, sich von den dunkeln Ideen loszuwinden, die ihn als Künstler groß machten, aber als Menschen verwirrten. Wie alle Menschen vom Uebergewicht der Fantasie und Sinnlichkeit, träumte er sich seinen Himmel (wenn es hier einen gäbe) in die Vergangenheit der Kinderjahre, ohne sich zum Festhalten[53] des Gedankens an einen neuen reinern Himmel in der Zukunft erheben zu können: aber viel zu kräftig, um wie viele, bei genußreichen Klagen und sentimentaler Ermattung in Betrachtung des Verlornen stehen zu bleiben, wollte er auf, und höher, ohne zu wissen was, gerieth er auf Abwege, fühlte sich getäuscht, zurükgeworfen, – wodurch er denn so unglüklich wurde, sich selbst vergessen zu wollen, wenn anders nicht gerade in solchen Stunden seine Kunst ihn unter die schirmenden und kühlenden Fittige nahm.

Daß er dabei fast überall verkannt werden mußte, liegt am Tage. Wie wenige haben für so etwas Sinn; und die andern – wer von ihnen nahm sich Zeit und Mühe über den Zusammenhang des oft so Gemeinen, Wirrigen und (warum nicht gerade aus) Läppischen in seinem Betragen, und des Tiefen, Großen und Erhabenen in seiner Kunst nachzusinnen?

Uebrigens liegt in jenen Aeßerungen Mozarts über Kirchenmusik viel Wahres und Feines, das zu gründlichen Bemerkungen von allerlei Art Anlaß geben kann, und wie sehr auch dadurch bestätigt wird: Mozart war eigentlich nie an seinem Plazze, und gerade als er allenfalls dahin gelangt war, zerriß[54] das strenge Schiksal den Faden seines Lebens.

Die lezte Zeit seines Lebens, da er schon an einem kränkelnden Körper, und besonders an so äußerst leichter Reizbarkeit der Nerven litt, wurde er, der überhaupt sehr furchtsam war, besonders viel von Todesgedanken beunruhigt. Nun arbeitete er so viel, so schnell – freilich deshalb auch zuweilen so flüchtig, daß es scheint, er habe sich, vor dem Aengstenden der wirklichen Welt in die Schöpfungen seines Geistes flüchten wollen. Seine Anstrengung gieng dabei oft so weit, daß er nicht nur die ganze Welt um sich her vergaß, sondern ganz entkräftet zurük sank, und zur Ruhe gebracht werden mußte.

Jedermann sahe, daß er sich auf diese Weise gar bald aufreiben müsse. Alles Zureden seiner Gattin und Freunde halfen nichts, alle Versuche ihn zu zerstreuen eben so wenig. Er that es seinen Lieben zu gefallen, fuhr mit ihnen aus und dergleichen, nahm aber an nichts mehr wahren Antheil, sondern lebte immerfort in seinen Fantasien, aus denen ihn nur zuweilen ein Schauer vor dem Tode, der sich schon um seine Gebeine zu winden anfieng, erwekte. Seine Gattin bestellte oft Personen, die er lieb hatte, heimlich zu ihm; sie mußten ihn zu[55] überraschen scheinen, wenn er sich wieder zu tief und anhaltend in seine Arbeiten versenkte: Er freute sich, blieb aber arbeitend sizzen. Sie mußten nun viel schwazzen, seine Gattin stimmte mit ein – er hörte nichts; man richtete das Gespräch geradezu an ihn, er ward nicht unwillig, gab einige Worte dazu, schrieb aber immer fort.

In dieser Zeit schrieb er seine Zauberflöte, seineClemenza di Tito, sein himmlisches Requiem, und viele kleinere Sachen, die weniger oder gar nicht bekannt worden sind. Schon über der ersten dieser Opern versank er, dem Tag und Nacht gleich waren, wenn ihn der Genius ergriff, in öftere Ermattung und Minutenlange halb ohnmächtige Bewußtlosigkeit. Er hatte die Musik zu dieser Oper recht lieb, obschon er über manche Säzze, die gerade den allgemeinen Beifall erhielten, lachte. Sie wurde bekanntlich in Wien unausgesezt fast so oft gegeben, als ehemals Beaumarchais Hochzeit des Figaro in Paris: aber seine Kränklichkeit nahm zu sehr zu, daß er die Aufführung ungefähr nur zehnmal selbst dirigiren konnte. Wenn es ihm dann unmöglich war, selbst im Theater zu seyn, legte er, so traurig seine Uhr neben sich, und hörte die Musik im Geiste.[56]

Jezt ist der erste Akt aus – jezt ist die Stelle: »Dir große Königin der Nacht!« – u.s.w. sagte er. Dann ergriff ihn wieder der Gedanke, daß dies alles bald ganz vorbei seyn werde, und er schauderte zusammen.

Als er eines Tages auch in solche schwermüthige Fantasien versenkt da saß, fuhr ein Wagen vor, und ein Fremder ließ sich melden.

Er nahm ihn an.

Ein etwas bejahrter, ernsthafter, stattlicher Mann von sehr würdigem Ansehen; den weder er noch seine Gattin kannte, trat herein. Der Mann begann:

Ich komme als Abgesandter eines sehr angesehenen Mannes zu Ihnen.

»Von wem kommen Sie?« fragte Mozart.

»Der Mann wünscht nicht gekannt zu seyn!«

»Gut! was verlangt er von mir?«

»Es ist ihm eine Person gestorben, die ihm sehr theuer ist, und ewig seyn wird. Er[57] wünscht alljährlich ihren Todestag still aber würdig zu feiern, und bittet Sie, ihm dazu das Requiem zu komponiren.«

Mozart war durch diese Rede, durch das Dunkel, welche über die ganze Sache verbreitet war, durch die Feierlichkeit des Tons des Mannes bei seiner jezzigen Gemüthsstimmung schon innig ergriffen, und versprach das Verlangte zu thun.

Der Mann fuhr fort:

»Arbeiten Sie mit allem möglichen Fleiß, der Mann ist Kenner.«

»Desto besser – Sie werden durch keine Zeit beschränkt.«

»Vortrefflich!«

»Wie viel Zeit bestimmen Sie sich ungefähr?«

Mozart, der Zeit und Geld, – wie jedes wahre Genie – selten zu überrechnen pflegte, antwortete: »Etwa vier Wochen!«

»Dann komme ich wieder und holt die Partitur. Wie viel verlangen Sie Honorarium?«

[58] Mozart antwortete leichthin: »Hundert Dukaten.«

»Hier sind sie!« sagte der Mann, legte die Rolle auf den Tisch und gieng.

Mozart versank von neuem in tiefes Nachdenken, hörte nicht auf die Zuredungen seiner Gattin, und forderte endlich nur Feder, Dinte und Papier. Er fieng sogleich an, an dem Verlangten zu arbeiten. Mit jedem Takt schien sein Interesse an der Sache zuzunehmen. Er schrieb Tag und Nacht, sein Körper hielt die Anstrengungen nicht aus, er sank über den Arbeiten einigemal in Ohnmacht. Alles Zureden zur Mäßigung in der Arbeit war vergebens.

Erst nach einigen Tagen erhielt es seine Frau über ihn, daß er mit ihr in den Prater fuhr. Er saß immer still und in sich gekehrt. Endlich verläugnete er es nicht mehr: Er glaube gewiß, er arbeite dieses Stük zu seiner eignen Todesfeier.

Von dieser Idee ließ er sich nicht abbringen; arbeitete also wie Rafael seine Verklärung, stets im Gefühl seines nahen Todes, und lieferte, wie dieser, die Verklärung seiner selbst. Ja er äußerte sogar über die sonderbare Erscheinung[59] und Bestellung dieses Mannes sehr seltsame Gedanken. Wollte man diese ihm ausreden, so schwieg er, aber unüberzeugt.

Indeß nahte sich die Abreise Leopolds nach Prag zur Krönung. Die Opern-Direkzion, welche erst spät daran dachte, mit einer neuen Oper den Ueberfluß der Feierlichkeiten und Feste noch mehr zu überfüllen, wendete sich deshalb an Mozart. Seiner Gattin und seinen Freunden war dies angenehm, weil es ihn zu andrer Arbeit und zu Zerstreuungen zwang. Auf deren Zureden, und weil es seinem Ehrgefühl schmeichelte, übernahm er die Komposizion der vorgeschlagnen Oper Clemenzi di Tito von Metastasio. Der Text war von den Böhmische Ständen erwählt.

Sehr kränklich war er nach Prag gereist. Die Menge der Arbeiten hatte aber die Kräfte seines Geistes noch einmal aufgeregt, und auf einen Punkt zusammengepreßt. Die vielen Zerstreuungen hatten seinen Muth belebt, seinen Sinn aufgeheitert, bis zur leichten Fröhlichkeit. – Das Flämmchen flammte vor dem Erlöschen noch einmal hell auf: aber eben durch die Anstrengung noch mehr entkräftet, kehrte er noch kränker nach Wien zurük und fiel nun, des Gebrauses der Pracht und Verschwendung[60] ganz überdrüßig, mit Heishunger über die Fortsezzung der unterbrochenen Arbeit an seinem Requiem her.

Die von ihm selbst bestimmten vier Wochen waren indeß verflossen, und kaum war er zurük, als der fremde Mann wieder erschien.

»Ich habe mein Wort nicht halten können« – sagte Mozart.

»Ich weis es«, war die Antwort. »sie haben Recht gethan, sich nicht zu binden. Wie lange bestimmen Sie nun Ihre Zeit?«

»Noch vier Wochen – die Arbeit ist mir selbst immer interessanter geworden; ich führe sie viel weiter aus, als ich erst wollte.«

»Brav – indeß müssen Sie auch deshalb mehr Bezahlung haben. Hier sind noch hundert Dukaten.«

»Mein Herr! wer schikt Sie?«

»Der Mann will unbekannt bleiben.«

»Wer sind Sie?«[61]

»Das thut noch weniger zur Sache. In vier Wochen bin ich wieder bei Ihnen.«

Damit gieng er.

Man ließ Acht geben, wohin er gienge, aber entweder waren die nachgeschikten Leute so saumselig, oder sie wurden irre geleitet. – Kurz, sie erfuhren nichts. Nun war Mozart fest überzeugt: der Mann mit dem edeln Ansehn sey ein ganz ungewöhnlicher Mensch, der mit jener Welt in näherer Verbindung stehe, oder wohl gar ihm zugesandt sey, ihm sein Ende anzumelden. Er entschloß sich also noch ernstlicher, seinem Namen ein würdiges Denkmal zu stiften.

Mit diesen Ideen arbeitete er weiter, und da ist es ja wohl kein Wunder, daß so ein vollendetes Werk zu Stande kam.

Bei dieser Arbeit sank er noch öfter in gänzliche Ermattung und Ohnmacht. Noch vor dem Ende der vier Wochen war er fertig, aber auch entschlummert. – Den 5ten Dezember Nachts 1791 – Noch Tags vorher ließ er sich die Partitur an sein Bette bringen: »Hab' ich es nicht gesagt, daß ich dies Requiem für mich schreibe?« sagte er, als er noch einmal dem Ganzen einen Abschiedsblik widmete.[62]

Gleich nach seinem Tode, erschien der geheimnißvolle Bote, mit einem Billet, worin Mozart ersucht ward, das Requiem zu senden, und eine Summe zu bestimmen, um welche er jährlich eine gewisse Anzahl Quartetten machen könnte.

Die Wittwe lieferte es an den Boten ab, und sah ihn von dem Augenblikke an nicht wieder, erfuhr nicht das Mindeste von der Seelenmesse, noch von dem Besteller, so sehr man sich auch bemühte, den räthselhaften Boten auszuforschen.

Mozart selbst hat das Requiem, nicht ganz vollendet; denn der lezte Saz, zur Zeremonie des Umgehens und Beräucherns des Katafalks: Libera me Domine! fehlt gänzlich. Mit dem Amte ist auch die Musik aus, und dann waren auch selbst die leztern Säzze dieses nicht völlig instrumentirt. So, wie wir die Partitur nach der von der Wittwe durch die thätige Vorsorge der Härtelschen Musikhandlung besizzen, ist die Instrumentazion vom Herrn Kapellmeister Franz Süßmayr, einem vertrauten Freunde Mozarts ergänzt worden.

Die verewigte Herzogin Mutter von Weimar Amalia, diese große und erhabene Beschüzzerin[63] der Künste und Wissenschaften errichtete ihm ein Denkmal in ihrem Parke zu Tieffurt – eine Stunde hinter Weimar. – Es ist von der geschikten Hand des nunmehr auch verstorbenen Hofbildhauer Klauer. Die komische und tragische Maske – werden durch die zwischen innerstehende Lyra zu einem harmonischen Ganzen verbunden. Der Zauberer in Tönen, dessen Name die Unterschrift (Mozart und den Musen) mit leztern vermählt, belebte das scherzhafte und ernsthafte Singspiel, die Entführung aus dem Serail, und die Clemenza di Tito mit seinen Tönen, und umschloß in seinem Don giovanni eine ganze Welt der erhabensten und lieblichsten Tonweisen. Lieder des Scherzes und Lieder der Andacht entströmten in gleicher Fülle und Vollendung dieser Lyra, die, ach, nur zu bald verstummte. Der Schleier unter Melpomens Maske ist also in mehr als einer Bedeutung tragisch.

Eine Abbildung dieses Monuments nebst andern liefert die 2te Beilage zum 24sten Stük der A.M.Z. Zweiten Jahrgangs den zwölften März 1800.

Sein größtes und dauerndstes Denkmal hat sich Mozart, wie alle große Geister, in seinen Werken selbst errichtet.[64]

In Hinsicht der ästhetischen Darstellung seines Genius in seinen Werken beziehe ich mich, wie ich schon beim Eingange dieser Sammlung von Karakterzügen erinnerte, auf das schon erwähnte Werk: Mozarts Geist, und was schon Andere über den vortrefflichen Tonkünstler gesagt haben.

Ich glaube übrigens diese Folge von Karakterzügen nicht würdiger beschließen zu können, als mit der vortrefflichen Parallele, die Friedrich Rochliz zwischen Mozart und Rafael aufstellte.

Sie befindet sich in der 37sten Nummer der Allgem. Musikal. Zeitung den 11ten Junius 1800, und ist dem Dichter Mathisson gewidmet.

Da bei dem, was wir werden, so viel darauf ankömmt, was die, durch welche wir wurden, einander sind: so ist es bemerkenswerth, daß Rafael und Mozart Kinder sehr schöner Eltern waren.

Da bei dem, wie wir etwas und gerade das werden, oder vielmehr, warauf und wie wir das, was wir sind, anwenden – so viel darauf ankömmt, was die getrieben, durch[65] welche wir wurden, und was folglich unserm Geist und Sinn die erste Richtung und Nahrung gab: so ist bemerkenswerth, daß Rafaels Vater Maler, Mozarts, Musiklehrer und ausübender Tonkünstler war, Beide Väter ehrten, liebten ihre Künste; beide trieben sie eifrig, und verstanden sehr gut, was darin recht sey, beide, ohne gerade einen hohen Genius, oder irgend etwas zu besizzen, als wohlgeartete und gut gebildete Natur, wußten doch das Richtige ihrer Künste Andere – auch ihre Söhne, recht wohl zu lehren.

Rafael malte, in Eifer und Einfalt des Herzens, seines Vaters und des troknen Pietro Perugino Bilder nach; Mozart übte sich nach den strengrichtigen Weisen seines Vaters und nach den einförmigen Arbeiten der meisten, damals in Deutschland gangbaren Tonsezzer.

Zwei große Männer hatten angefangen den Zeitaltern beider Kinder einen neuen Geist einzuhauchen, und mit – fast drükkender Allgewalt die damalige Künstlerwelt zu beherrschen. Erhaben, doch düster, kühn, doch ohne zarten Geschmak, kräftig, doch ohne Delikatesse war der Geist jener Männer und ihrer Werke. Michael Angelo und Sebastian Bach hießen die Helden, zwischen denen sich vielleicht[66] nicht nur Aehnlichkeiten finden, sondern fortlaufende Parallelen ziehen ließen.

Rafael lernte Angelos, Mozart Bachs Arbeiten kennen, und beide wurden von ihnen so hingerissen, daß ersterer seine bisherige Art zu malen, lezterer seine bisherige Art zu schreiben, ganz veränderte. Das Düstere, doch sehr Besonnene des Ganges, jener beiden großen Lehrer konnte sich aber mit dem schnellauflodernden Feuer der Jugend nicht vereinbaren; beide junge Künstler versuchten diese Vereinbarung dennoch, wurden aber darüber – besonders Mozart – rauh, abentheuerlich, bizarr, verworren. Beide unternahmen gar manches in dieser Manier ohne ihm Vollendung zu geben – ja meistens auch ohne es nur fertig zu machen. Noch jezt haben sich Werke beider von dieser Art erhalten, wie z.B. Rafaels Altargemälde in der heiligen Geistkirche zu Siena und einige Konzerte und manches in den Messen Mozarts, noch in Salzburg, oder bald darauf geschrieben.

Doch jezt brach das wohlthätige mildere Licht eines feinern, zartern Geschmaks über die Zeitalter beider junger Künstler herein. Man verschmähte nicht etwa das erhabene Dunkel obengenannter Schöpfer; man verehrte, studirte[67] ihre Werke, erwarb, erhielt sich wahre Kunstgelehrsamkeit, wendete sie aber sparsamer und auserwählter an; folgte mehr dem Zuge des Herzens, beabsichtigte mehr den Effekt, suchte mehr den Geist durch edle und süße Einfalt zu erheben, als ihn unter gewaltige Massen zu beugen; man rührte mehr statt daß man vorher mehr erschütterte; man nahm mehr, schmeichelnd ein, statt daß man vorher mehr stürmend eroberte. Die Zeitalter hatten zu wählen zwischen der herrischen Minerva und dem milden Apoll; sie entschieden für den leztern, und nun legten auch die mehrsten Künstler den Lorbeer zu seinem Füßen. Leonardo da Vinci und seine Mitbrüder standen (wenigstens unter denen, welche Rafael damals genau kennen lernen konnte) an der Spizze dieser Maler. Hasse und einige Italiener der mittlern Zeit – unter diesen auch ganz vorzüglich auch ein Leonardo – Leonardo Leo – standen wenigstens unter denen, welche Mozart genau kennen lernen konnte – an der Spizze dieser Tonkünstler.

Der große Haufe der Maler zu Rafaels, der große Haufe der Tonkünstler zu Mozarts Jugendzeit ahmte nun diese neuen Vorgänger mit Eifer und fast allein nach; nicht so jene beiden Jünglinge. Sie waren vom Geiste voriger[68] Zeit so wenig ergriffen, waren Manns genug ihn zu durchdringen und fest zu fassen; ließen aber dem Zauber der neuen Periode sein Recht wiederfahren, und machten sein Natürliches, Wahres, Schönes, Liebliches sich zu Nuzze. Nun erwachte in beiden der freie, eigenthümliche Genius, der vom Himmel gegebene; nicht wie ein heranwachsendes Kind regte und erzog er sich in ihnen, sondern, wie ein durch kräftige Kost genährter und durch begeisternde erfreuliche Getränke erquikter Mann, stand er in ihnen da, muthig, kühn und fest; und sie selbst waren nun, was sie, der Hauptsache nach, je werden konnten. Nun fehlte beiden nur noch ein großer freier Wirkungskreis, Gelegenheit die aufwärts und immer aufwärts trieb, und – kunstliebende Gönner, die ihnen eine unbesorgte heitre Existenz verschafften. Beide fanden sie. Rafael die ersten, im Vatikan, die leztern, vornehmlich in den Päbsten Julius II. und Leo X.; Mozart die ersten und lezten auf den Reisen seines frohen unstäten freien Künstlerlebens.

Und wie erscheinen beide nun in ihren Werken? Was ist eigentlich das Karakteristische, das überall Hindurchsprechende, nie zu Verkennende, Eigenthümlichste Beider? – Erfindung! – Hier ist die Aehnlichkeit beider Genien zu auffallend,[69] daß ich mir nicht erlauben sollte, einige Minuten bei ihrer nähern Betrachtung zu verweilen.

Erfindung ist theils poetische; theils artistische. Poetische Erfindung giebt, was das Kunstwerk seyn soll, artistische, wie es das werden muß. Jene ist Erfindung der Idee, diese Erfindung des Ausdruks der Idee. Jene giebt die Sache; diese das Mittel zur Erreichung der Sache. Alle Erfindung gehört dem Genie zu: die davon zu unterscheidende Ausführung dem Talent. Das poetische Genie faßt nicht nur die Hauptidee, sondern auch den glüklichsten Moment und die sinnlichen Haupttheile, welche zur Darstellung der Idee erforderlich sind: das artistische Genie findet nun den glüklichsten Ausdruk dafür, innerhalb der Gränzen der Kunst, in welcher es arbeitet; es ordnet und behandelt jene Theile nicht sowohl so, wie es zur Darstellung und zum Ausdruk der Idee, als vielmehr, wie es zur Verschönerung des darzustellenden und zur Erhöhung des Ausdruks dient.

Dies vereinbart ist im wahren Künstler: aber es ist darum noch nicht in seinem Kunstwerk – er vermag es noch nicht zu Tage zu fördern. Hierzu gehört noch gar manche zu erlernende[70] Geschiklichkeit der Hand und des Pinsels beim Maler, der Sprachkunst beim Dichter, der Finger und Instrumentbehandlung beim Musiker u.s.w. Das ist nun, was ich Ausführung genannt haben möchte. Sie ist nicht Sache des Genies, sondern des Talents und der Erfahrung. Sie ist, wie Talent überhaupt, die Geschiklichkeit, die Leichtigkeit, das Poetisch- und Artistischerfundene dem äußern Sinne glüklich darzustellen, Lessings wiederstrebenden Stoff zu behandeln. Ohne diese würde das Genie vieles hervorzubringen wissen, aber nichts hervorbringen; wenigstens nichts, als etwa rhapsodische, fragmentarische Entwürfe: ohne jenes Genialische würde das Talent vieles hervorbringen können, aber nichts hervorbringen, wenigstens nichts, als etwa Nachahmungen ächter Kunstprodukte, Manirirtes, und Kopien gemeiner Natur. Das Talent kann geübt werden: das Genie geschärft – jenes als Fertigkeit, dieses als Fähigkeit: so wird beides vervollkommnet, aber jenes in der Quantité. Dieses in der Qualité. Beides nun, jener Kunstgeist und diese Kunstfertigkeit muß vereinigt seyn in dem Vollkommnen; soll jedoch eines dem andern vorstehen, so muß es offenbar das erste dem zweiten – wie Genie überall der Geschiklichkeit, wie das himmlisch gegebene überall dem irdisch erworbenen. Das meint auch Lessing,[71] wenn er sagt: Rafael sey der große Maler gewesen, wenn er auch unglüklicher Weise ohne Hände geboren worden wäre. Eben so könnte man sagen: Mozart sey der größte Komponist gewesen, wenn er auch unglüklicher Weise keine Note geschrieben hätte.

Erfindung, unerschöpflicher Reichthum, unwandelbares Glük in poetischer und artistischer Erfindung ist das Eigenste Rafaels und Mozarts; ist gerade das, wodurch sie sind, was sie sind. Bei beiden immer auserwählte, edle schöne Ideen; und nun auch – bei jenem, eine Welt voll lebendigen Figuren, hier bei diesem, eine Welt von lebendigen musikalischen Gedanken, jeder für sich sprechend interessant, würdig, zwekmäßig und nun wieder jeder so innig verflöchten in das Ganze! Alle, Glieder eines Körpers und schöne Glieder eines schönen Körpers! alle wohlgeordnet und hin und wieder so hervorgerükt, daß nichts, was an sich interessiren und die Wirkung des Ganzen verstärken kann, verdekt bleibe! Und dabei auch keines dieser Glieder verzeichnet, keines unkorrekt.

Durch diese hohe Eigenheit der Werke beider Künstler, welche sogleich den ganzen Menschen, sey er Kenner oder nicht; sey er nur gebildeter und empfindungsfähiger Mensch, mit ihren süßen[72] Fesseln umschlingt, stiegen beide über ihr Zeitalter empor; besiegten beide nach und nach die nur sich und das ihre achtenden Egoisten, welche sie verkleinerten, die nur über dem Herkömmlichen, Wachenden, welche sie verurtheilten, die Mißgünstigen im Gefühl eigenen Unvermögens, welche sie verfolgten; durch jene Eigenheit ihrer Werke errangen sie für sich einen ewigen Ruhm, für ihre Künste eine neue, höhere Stufe. Beide stifteten neue Schulen, mit ihnen fieng eine neue Periode ihrer Künste an.

Rafael, so groß er war, und so gut er sich fühlte, studirte unablässig seine Kunst, und suchte nie selbstzufrieden ruhend, sie und sich zu immer größerer Vollkommenheit zu erheben. Eben so Mozart. Wüßte man das nicht schon historisch, so würde auch die flüchtigste kronologische Betrachtung der Werke beider davon überzeugen. – Rafael lebte einzig in seiner Kunst, und fand in ihr allein Genüge; zeichnete sogar in seinen Erholungsstunden, entwarf da leichte, zwar unvollendete, aber sehr bedeutende Skizzen. Eben so Mozart, und so manches, was nun bereits in die gedrukte Sammlung aufgenommen, zeugt davon. –

Rafael war durch Menschen und Verhältnisse genöthigt in den lezten Jahren seines Lebens[73] verschiedne große, aber mehr anmuthige und reizende Werke zu liefern, als er sonst geneigt war. Er verfaßte die Geschichte der Psiche und die Palathea war nach dem Sinn der Bestellenden, aber zugleich so, daß überall der große tiefe Geist hindurchstralte. Eben so Mozart mit seiner Zauberflöte, Clemenza di Tito und einigen kleinern Produkten. –

Aber Rafael und Mozart waren und blieben denn doch auch Menschen. Ihre Werke haben also nicht in aller Absicht das Höchste, Reinste und Vollkommenste erreicht. Beide erscheinen hin und wieder weniger glüklich in der Ausführung – womit man aber nicht das verwechseln wird, was die gemeine Rede in der Tonkunst Ausführung eines Gedankens, Sazzes u.s.f. nennt.

Rafael war schwach in Verkürzungen, nicht eben stark in der Perspektive; sein Kolorit ist nicht immer gut. (Schwarze Schatten rothes Fleisch) Sein Pinsel öfters hart. So auch Mozart. Gar manche seiner vollen Komposizionen sind überfüllt; seine Ausweichungen nicht selten bizarr, seine Uebergänge oftmahls rauh; selten schreibt er wehmüthig, ohne einzelne durchschneidende Züge geheimen Ingrimms – was sich durch Worte nicht wohl beschreiben,[74] aber sogleich empfinden läßt; selten schreibt er zärtlich, ohne schmerzendes Erseufzen unter gepreßter Spannung. So weit in diesem Betracht Rafael dem weichen Korreggio und reizenden Tizian nachsteht, so weit steht hier Mozart den Italienern der mittlern Zeit auch einigen noch lebenden nach.

Die ungemeine Verschiedenheit in den Werken beider Künstler, und zwar Verschiedenheit sowohl in Ansehung des Inhalts, als in Ansehung der Behandlung (obschon alle jenen Hauptkarakter haben) muß Erstaunen erregen, und würde, so wie deren Menge fast unglaublich seyn, besonders auch bei den kurzen und von Ergebenheit gegen mancherlei Lüste nicht ganz freiem Leben der Meister – wenn man nicht wüßte, wie beide einzig in und für ihre Künste lebten, wie sie dieses Leben so früh begannen, und wie ihr Geist sich von allem entfernt hielt, was nicht mit ihrer Hauptsache in ziemlich naher Verbindung stand. Alles Andre behandelten sie flüchtig, oft leichtsinniger, nur was ihre Hauptangelegenheit betraf mit größtem feurigsten anhaltendsten Interesse.

Sehr bemerkenswerth ist es, daß weder Rafael, noch Mozart, ungeachter des immer weiter Treibens ihrer Geister von Einem[75] zum Andern, ungeachtet des steten Dranges von neuen Arbeiten, ungeachtet des reizenden Lokkens von Vortheilen für immer neue Bestellungen – doch (in reifen Jahren) nie ihre Arbeiten blos hinwarfen, obenhin behandelten, unvollendet der Welt gaben. Schnell arbeiteten beide, aber nicht übereilt. Selbst in den ersten Entwürfen Mozarts, die er für sich selbst behielt, ist alles – selbst ohne Abbreviaturen, wo diese nur das geringste Mißverständniß verursachen könnten, ausgeschrieben; alles – bis auf das kleinste Forte piano, oder Crescendo durch alle Stimmen der breiten Partituren.

Wo man in ihren Werken Verstöße gegen das Herkömmliche, ein – für allemal (auch wohl nicht ohne guten Grund) Angenommene findet; da ist dies nicht Folge der Uebereilung, sondern wohlerwogene Aufopferung des weniger wesentlichen für die Hauptsache – den Effekt.

Beide ließen jedem andern verdienstvolle Gerechtigkeit wiederfahren. Rafael zeigte z.B. immer die lebhafteste Hochachtung gegen seines Lehrers Petro Perugino und seines Beförderers Bramante Arbeiten, so weit er sie auch übersah und übertraf; ließ sogar, aus Verehrung gegen den ersten, die von diesem gemalte[76] Dekke der dritten Kammer der Signatura stehen – bezeugte laut seine Verehrung gegen den gewaltigen, trozzigen Rival, Michael Angelo; und unterstüzte selbst den so sehr bedeutendenJulio Romano, der den Lehrer im Feuer noch übertraf. Eben so Mozart. Sein Benehmen gegen Josef Haydn, seine Vertheidigung Jomelli's, seine Verehrung gegen Sebastian Bach und Händel sind bekannt.

So führten und verbrauchten beide ihr kurzes, aber gedrängtes Leben, und beide fühlten, als sie in die Hälfte der dreißiger Jahre kamen, eine schleichende Ermattung der zarten Körper, indeß ihre Geister sich immer höher aufschwangen, was aber eben jene desto schneller aufrieb. Jezt bewog Augustin Chigi – – Rafaeln – Mozarten zur Ausarbeitung jener schon genannten anmuthigern und reizendern Werke; und beide Künstler wurden durch guten Willen der Besteller und mancherlei Umstände auf eine Weile in noch ein sinnlicheres Leben verstrikt. Die geschwächten Körper wurden erschöpft, aber die Geister rissen sich noch einmal auf in Kraft und Hoheit, wie noch nie. Beide fühlten die kalte Hand des Todes, die sich schon ergriff; beide wollten sich erst noch Denkmäler für die Ewigkeit stiften, beide wählten die Verklärung – Rafael des Erlösers – Mozart der Erlößten.[77] Mit dem Eifer derer, welche die Larve des Todes um sich schweben sehen, und mit der Anstrengung derer, welche fühlen: »das ist dein Leztes!« arbeiteten beide und gaben hier gleichsam die Quintessenz ihrer heiligsten Gefühle. Beider Verklärungen verklärten sie selbst.

Rafaels Werk wurde das erste der neuern religiösen Malerei.

Mozarts das erste der neuern religiösen Musik.

Doch finden manche Kenner die Haltung einiger Theile in beiden etwas zu schwarz.

Indem beide Künstler diese Werke vollendeten, starben sie – beide im 37sten Lebensjahre. Es scheint dieses überhaupt ein gefährliches Stufenjahr für große und aus der Heerstraße der Zeitgenossen schreitende Geister zu seyn. Nicht wenige außer den beiden – auch Brutus, auch Alexander der Große starben in diesem Lebensjahre.[78]

Quelle:
Arnold, Ignaz Ferdinand Cajetan: Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn. Nachträge zu ihren Biographien und ästhetischer Darstellung ihrer Werke. In: Gallerie der berühmtesten Tonkünstler des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. Erster Teil, Erfurt 1810, S. 5-79.
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