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Loeven.

[51] Dieses ist die letzte beträchtliche Stadt in den österreichschen Niederlanden, gegen Osten von Brüssel. Sie hat eine Universität, auf welcher die jungen Leute aus den römisch catholischen Provinzen der Niederlande studiren. Die Anzahl der gegenwärtig daselbst Studirenden mag sich an zwey Tausend belaufen. Ich hielt mich nur sehr kurze Zeit auf, weil man mir gesagt hatte, daß die Bibliothek, welche reich an Handschriften seyn soll, in so grosser Unordnung wäre, daß es schwer halten würde, Etwas zu meinem Zwecke zu finden, wofern ich mich nicht länger aufhalten wollte, als die Zeit, die ich zu meiner Reise durch Deutschland bestimmt hatte, erlauben könnte. Ich begnügte mich also damit, so viel Nachricht als möglich von dem Zustande der neuern Musik in dieser Stadt einzuziehen, und ich fand, daß Herr Rennis der stärkste Violinspieler, nicht allein in Loeven, sondern in dieser ganzen Gegend ist, insofern es Schwierigkeiten betrift. Die Solos, die er für[51] sein eignes Instrument und für seine eigne Hand setzt, sind so schwer, daß sich hier herum niemand daran wagt, als er selbst, ausgenommen Herr Scheppen, der Carrilloneur, welcher neulich über den grossen Ruhm des Herrn Rennis warm wurde und eine Wette einging, er wollte eins von seinen schweresten Solos auf den Glocken spielen, so, daß die zu Richtern gewählten Kenner damit zufrieden seyn sollten; und er gewann nicht nur seine Wette, sondern legte auch durch die glückliche Ausführung eines so schweren Unternehmens viele Ehre ein. Ich führe diesen Umstand an, um den meisten meiner Leser einen Begriff von dem Fleisse zugeben, womit sich die Niederländer auf diese Art von Musik legen. Denn die Einwohner einer jeden Stadt in den Niederlanden suchen eine Ehre darin, einem jeden Fremden zu erzählen, daß ihr Glockenspiel besser sey, als alle übrigen. Zu Loeven hat Herr Vandengheim, der Organist, die Aufsicht über das Glockenwerk, welcher den Herrn Scheppen zum Glockenspieler bestellt hat.