Vorbemerkung

[82] Nissen (in seinem »Mozart«, Anhang S. 179–181) gibt zwar ein Verzeichnis der ihm bekannten Mozartbildnisse, aber es ist dürftig und wissenschaftlich unbrauchbar. Obgleich er Konstanzens Erinnerungen unmittelbar zur Verfügung hatte, war offenbar aus dieser Quelle nichts Rechtes zu schöpfen. Konstanze hatte keinen Sinn für derlei.

Ein Verzeichnis aller bis 1859 entstandenen Porträts, Gedächtnismünzen, Medaillen, Büsten, Statuetten, angelegt von Aloys Fuchs, druckt R. Hirsch in seinem »Mozarts Schauspieldirektor«, Leipzig 1859, ab (S. 86–92). Eine Ergänzung bringt Wurzbach in seinem Mozartbuch (1869) S. 180–195. Beide Verzeichnisse sind unkritisch und lückenhaft. Reich an Irrtümern ist die Schrift: Joh. Ev. Engl, W.A. Mozart ... im Bilde, Salzburg 1887; veraltet der verständnisvolle Aufsatz von Emil Vogel, »Mozartporträts«, im V. Jahrbuche der Musikbibliothek Peters, 1899. Ohne Belang ist: D.F. Scheurleer. Portretten van Mozart, Haag 1909.

Die »Mozart-Ikonographie« (München 1914, bei Georg Müller) von Ludwig Schiedermair ist (nach Moz.-Mitt. I, 4, S. 31) »keine Mozart – Ikonographie, sondern ein Mozart-Bilderbuch mit äußerst kargem Texte«. Ähnlich urteilt Abert (Mozart S. X). In der Tat macht Schiedermair wenig Unterschied zwischen beglaubigten und unbeglaubigten, echten und längst als gefälscht erkannten, zeitgenössischen und späteren Bildnissen. Wie man z.B. die elenden beiden sogenannten Mannheimer Bilder trotz aller Proteste immer noch anerkennen kann, ist unbegreiflich.

Der vorliegende Versuch – ein Ausbau der »Ikonographie« in meinem Mozartbuche (I. Ausgabe, 1913, II. Bd., S. 353–368) – erfreut sich im wesentlichen der Übereinstimmung mit den Meinungen des Herrn Rudolf v. Lewicki, des wissenschaftlichen Beirats des Mozarteums. Ich habe ihm manchen wertvollen Hinweis zu danken. Erwähnt sei, daß ich jüngst die wichtigsten Bildnisse im letzten Novemberheft der »Velhagen & Klasingschen Monatshefte« in Nachbildungen erneut veröffentlicht habe, in der Absicht, eine wahrhaftige Vorstellung von der körperlichen Erscheinung des Meisters in immer weiteren Kreisen verbreiten zu helfen.


Dresden, am 27. Januar 1920.


Dr. Arthur Schurig

Quelle:
Leopold Mozart: Reiseaufzeichnungen 1763–1771. Dresden 1920, S. 82.
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