§. 7.

[176] Die Tonart, in welcher eine Passage gesetzet ist, muß man hauptsächlich beobachten. Und gleichwie eine Passage entweder in einer Tonart bleibt, oder in die Nebentöne austritt; eben so muß man die Hand nach Veränderung der Umstände bald ändern bald liegen lassen. Es liegt aus den beygebrachten Exempeln klar zu Tage: daß man meistentheils auf die höchste Noten den vierten, auf die unterste aber den ersten Finger bringen muß. Man muß demnach die übrigen Finger darnach einrichten. Wenn man nur auf den Umfang der Octav sieht; so ist es gar nicht schwer. Z.E.


7.

[176] Ich will noch ein paar Beyspiele hersetzen, und zu mehrerer Deutlichkeit dieselben am Ende in etwas erklären.


7.

7.

[177] In dem ersten Beyspiele nimmt man, nach der Regel, die oberste Note (f) im dritten Tacte mit dem vierten Finger; man ändert aber schon im dritten Viertheile eben dieses Tactes die ganze Hand, und man beweget sie abwärts: weil die Passage im (a) schliesset; wozu der erste Finger, um die übrigen Noten mit Bequemlichkeit zu nehmen, unumgänglich nothwendig ist.

Im zweyten Exempel wechselt man im letzten Viertheile des ersten Tactes mit dem zweyten und dritten Finger, und rücket mit der Hand hinauf, um die höchste Note (a) richtig zu nehmen: im Zurückgehen hergegen springet man allezeit mit dem ersten Finger auf die untersten Noten (e) (c) und (a) zurück.

Die oberste Note im dritten Beyspiele wird abermal mit dem vierten Finger genommen, und man geht, ohne die Lage der Hand zu ändern, aus dem (c) durch die kleine Septime ins (f). Weil aber der erste und zweyte Tact auch noch anders kann gespielet werden: so will ich es zur Ubung hersetzen.


7.

[178] In dem vierten Exempel wird bey dem mittleren und hohen dis. der erste Finger gebraucht, das Hinaufgehen dadurch zu erleichtern, und durch das Ausstrecken des vierten Fingers die höchste Note zu erreichen. Da aber bey der vorletzten Note der erste Finger muß genommen werden; denn sie ist bey dem Schluße der Passage die tiefere Note: so wird bey dem Hinaufgreifen mit dem vierten Finger keinesweges die ganze Hand nachgerücket; sondern der vierte Finger wird nur ausgestrecket, und die (a) Note mit dem vierten, die (f) Note aber wieder mit dem dritten Finger genommen.

Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 176-179.
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