§. 2.

[147] Drey Ursachen sind, die den Gebrauch der Applicatur rechtfertigen. Die Nothwendigkeit, die Bequemlichkeit, und die Zierlichkeit. Die Nothwendigkeit äussert sich, wenn mehrere Linien über die 5. gewöhnlichen[147] gezogen sind. Die Bequemlichkeit erheischet den Gebrauch der Applicatur bey gewissen Gängen, wo die Noten so aus einander gesetzet sind, daß sie ohne Beschwerniß anders nicht können abgespielet werden. Und endlich bedienet man sich der Applicatur zur Zierlichkeit, wenn nahe zusammen stehende Noten vorkommen, die cantabel sind, und leicht auf einer Seyte können abgespielet werden. Man erhält hierdurch nicht nur die Gleichheit des Tones; sondern auch einen mehr zusammen hangenden und singbaren Vortrag. Beyspiele hiervon wird man in der Folge dieses Hauptstückes sehen.

Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 147-148.
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