§. 10.

[105] Durch die fleißige Uebung dieser Abtheilungen des Striches wird man geschickt den Bogen zu mässigen: durch die Mässigung aber erhält man die Reinigkeit des Tones. Die auf der Violin gespannten Seyten werden durch den Geigebogen in die Bewegung gebracht; diese bewegten Seyten zertheilen die Luft, und dadurch entstehet der Klang und Ton, den die Seyten bey deren Berührung von sich geben. Wenn nun eine Seyte öfter nach einander gestrichen, folglich iedesmal aus der vorigen Erzitterung in eine neue, oder gleiche, oder langsamere, oder auch noch geschwindere Bewegung gesetzet wird; nachdem nämlich die auf einander folgenden Striche sind: so muß nothwendig ieder Strich mit einer gewissen Mässigung gelind angegriffen, und mit solcher Art genommen werden, daß auch der stärkeste Strich die bereits schon in die Erzitterung gebrachte Seyte ganz unvermerkt aus der wirklichen in eine andere Bewegung bringe. Dieß will ich durch jene Schwäche verstanden haben, von welcher §. 3. schon etwas ist erinneret worden.

Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 105.
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