§. 9.

[57] Es lehret die Erfahrenheit, daß, weil der erste Finger natürlich immer vorwärts trachtet, der Anfänger anstatt des (F) fa oder puren (F) mit dem ersten Finger auf der (E) Seyte allezeit das fis oder (F) mit nehmen will. Hat sichs nun der Schüler angewöhnet durch das Zurückziehen des ersten Fingers das natürliche (F) auf der (E) Seyte rein zu greifen: so wird er bey (B 9. ) mit dem ersten Finger auf der (A) Seyte, und bey dem (E) mit dem ersten Finger auf der (D) Seyte aus Gewohnheit auch zurücke greifen wollen; da doch diese zween Tone, als die natürlich grösseren halbe Töne, auch höher müssen gegriffen werden. Der Lehrmeister muß demnach bey der Unterweisung sonderheitlich auf dergleichen Dinge sehen. Ja es wird nothwendig seyn, den Schüler so lang aus dem C Tone spielen zu lassen; bis er die in diesem Tone liegende natürlich grössere halben Töne und das pure (F) rein zu greifen weis: sonst wird man der einmal eingewurzelten Gewohnheit, ungewiß und falsch zu greifen, hart oder nimmermehr abhelfen.

Quelle:
Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule. Wien (1922), S. 57-58.
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