101. Mozarteum.

[150] Paris 5. April 1778.

Nun muß ich deutlicher erklären, was meine Mama zu dunkel geschrieben hat. Der Herr Capellmeister Holzbauer hat eine Miserere hergeschickt. Weil aber zu Mannheim die Chöre schwach und schlecht besetzt sind, hier aber stark und gut, so hätten seine Chöre keinen Effekt gemacht, so hat Hr. Le Gros (Directeur von dem Concert spirituel) mich ersucht, andere Chöre zu machen. Der Anfangschor bleibt von Holzbauer. [150] Quoniam iniquitatem meam ist der erste von mir, Allegro; der zweite Adagio: Ecce enim in iniquitatibus. Dann Allegro: Ecce enim veritatem dilexisti bis zum osso humiliata. Dann ein Andante für Sopran, Tenor und Baß Soli: Cor mundum, undRedde mihi aber Allegro, bis ad se convertentur. Dann habe ich ein Recitativ für eine Baßarie gemacht: Libera, me de sanguinibus, weil eine Baßarie von Holzbauer darauf folgt. Weil nun sacrificium Deo spiritus eine Aria Andante für Raaff mit Oboe und Fagottsolo ist, so habe ich ein kleines Recitativ auch mit concertirender Oboe und Fagott dazu gemacht. Denn man liebt jetzt die Recitative hier. Benigne fac bis Muri Jerusalem Andante moderato. Chor. Dann Tunc acceptabis bis super altare Allegro und Tenor solo (Le Gros) und Chor zugleich. Finis. [Von dieser Musik ist nichts bekannt.]

Ich kann sagen, daß ich recht froh bin, daß ich mit dieser Schreiberei fertig bin, denn wenn man nicht zu Haus schreiben kann und noch dazu pressirt ist, so ist es verflucht. Nun bin ich Gott Lob und Dank fertig damit, und hoffe es wird seinen Effekt machen. Mr. Gossec, den Sie kennen müssen, hat, nachdem er meinen ersten Chor gesehen hat, zu Mr. Le Gros gesagt (ich war nicht dabei), daß er charmant sei, und gewiß einen guten Effekt machen wird, daß die Worte so gut arangirt seien und überhaupt vortrefflich gesetzt sei. Er ist mein sehr guter Freund und sehr trockener Mann. – Ich werde nicht einen Akt zu einer Oper machen, sondern eine Oper ganz von mir, en deux acts. Mit dem ersten Akt ist der Poet schon fertig. Der Noverre [Balletmeister], bei dem ich speise so oft ich will, hat es über sich genommen und die Idee dazu gegeben. Ich glaube es wird Alexander und Roxane werden. – Mad. Jenomé ist auch hier. – Nun werde ich eine Sinfonie concertante machen, für Flauto Wendling, Oboe Ramm, Punto Waldhorn und Ritter Fagott. Punto bläst magnifique. Ich komme den Augenblick vom Concert spirituel her. Baron Grimm und ich lassen oft unsern musikalischen Zorn über die hiesige Musik aus. NB. unter uns, denn im Publiko heißt es: Bravo, Bravissimo und da klatscht man, daß einen die Finger brennen.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 150-151.
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