48. Mozarteum.

[32] Mailand 18. Dez. 1772.

Ich hoffe Du wirst Dich gut befinden meine liebe Schwester. Wenn Du diesen Brief erhaltst meine liebe Schwester, so geht denselbigen Abend meine liebe Schwester meine Opera in scena. Denke auf mich meine liebe Schwester und bilde dir nur meine liebe Schwester kräftig ein, Du siehest und hörest meine liebe Schwester sie auch. Freilich ist es hart, weil es schon 11 Uhr ist, sonst glaube ich und zweifle gar nicht daß es beym tag liechter ist als zu Ostern. Meine liebe Schwester morgen speisen wir beym Hrn. v. Mayer, und warum glaubst Du? Rathe. Weil er uns eingeladen hat. Die morgige Probe ist auf dem Theatro. Der Impressario aber der Sig. Cassiglioni hat mich ersucht, ich solle niemand nichts darvon sagen, denn sonst lauffen alle Leute hinein, und das[32] wollen wir nicht. Also mein Kind ich bitte Dich sage niemanden nichts darvon, mein Kind, dann sonst lauffeten zuviel Leute hinein mein Kind. Approposito. Weißt Du schon die histori die hier vorgegangen ist? Nun will ich sie Dir erzählen. Wir giengen heunt von Graf Firmian weck um nach Haus zu gehen, und als wir in unser Gassen kommen, so machten wir unser Hausthüre auf, und was meinste wohl was sich zugetragen? – Wir giengen hinein. Lebe wohl, mein Lüngel. Ich küsse Dich meine Leber und bleibe wie allzeit mein Magen, Dein unwürdiger Bruder (frater) Wolfgang. Bitt bitt meine liebe Schwester mich beists, kratze mich.

Am 26. December ging Lucio Silla in »unvergleichlicher« Aufführung und mit bestem Erfolg in Scene, füllte auch unausgesetzt in erstaunlicher Weise das Haus. Der Vater berichtet getreulich nach Hause und Wolfgang fügt die üblichen Nachschriften bei, die diesmal nichts Mittheilenswerthes enthalten. Nur von einer italienischen Stylübung folge noch ein Stück.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 32-33.
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