145. Mozarteum.

[272] Mannheim 11. April 1781.

Te Deum laudamus, daß endlich der grobe und schmutzige Brunetti weg ist, der seinen Herrn, sich selbst und der ganzen Musik Schande macht, – so spricht Ceccarelli und ich. Von den Wiener Neuigkeiten ist alles erlogen, ausgenommen dies daß Ceccarelli für künftigen Carneval in Venedig die Opera singen wird. Potz Himmel, tausend Teufeln und kein Ende! – Ich hoffe doch nicht, daß das geflucht ist, denn sonst muß ich geschwind nochmal beichten gehen, – denn ich komme eben davon her, weil morgen als den Gründonnerstag der Erzbischof die ganze Hofstaat selbst in höchster Person abspeisen wird. Ceccarelli und ich gingen also heute nach Tisch zu den Theatinern um den Pater Froschauer aufzusuchen, weil dieser italienisch kann. Ein Pater oder Frater der eben auf dem Altar stund und Leuchter putzte, versicherte uns aber, daß sowohl er als noch einer der Wälsch kann, nicht zu Hause gespeist und erst um 4 Uhr nach Hause kämen. Ich sorgte also für diesmal für mich allein und ließ mich in ein Zimmer zu einem Herrn hinaufweisen und Ceccarelli erwartete mich unten im Hof. – Was mich gefreuet, war dieses, daß als ich zu dem geistlichen Herrn Leuchter-Putzer gesagt habe, daß ich vor 8 Jahren auf diesem Chor ein Violinconcert gespielt habe, er gleich meinen Namen genannt hat. – Um nun aber auf das Fluchen zu kommen, so ist es nur ein Pendant zu meinem letzten Brief. Ich hoffe mit nächster Post Antwort darauf zu erhalten. – Nun in Kurzem. Künftigen Sonntag acht Tag, das ist den 22., sollen Ceccarelli und ich nach Hause reisen. Wenn ich daran denke, daß ich von Wien wegreisen soll, ohne wenigstens 1000 Fl. weg zu tragen so thut mir doch das Herz weh! Ich soll also wegen einem schlechtdenkenden Fürsten, der mich mit lausigen vierhundert Gulden alle Tage cujonirt, tausend Gulden mit Füßen wegstoßen? – denn das mache ich gewiß[272] wenn ich ein Concert gebe. Als wir hier im Hause das erste große Concert hatten, schickte uns Dreien der Erzbischof jedem vier Ducaten. Bei dem letzten wo ich dem Brunetti ein neues Rondo, mir eine neue Sonate und dem Ceccarelli auch ein neues Rondo gemacht habe, bekomme ich nichts. Was mich aber halb desparat macht, ist daß ich an dem nämlichen Abend, als wir die Sch-musik da hatten, zur Gräfin Thun invitirt war und also nicht hinkommen konnte; und wer war dort? – Der Kaiser. – Adamberger und die Weigl waren dort, und hat Jedes 50 Ducaten bekommen! – Und welche Gelegenheit! – Ich kann ja doch dem Kaiser nicht sagen lassen, wenn er mich hören will, so soll er bald machen, denn in so viel Tagen reise ich ab. So was muß man ja doch immer erwarten. Und hier bleiben kann und mag ich nicht, außer ich gäbe ein Concert. Denn ich stehe freilich, wenn ich nur 2 Scolaren hier habe, besser als bei uns; aber – wenn man 1000 oder 1200 Fl. im Sack hat, kann man sich ein wenig mehr bitten lassen, mithin auch besser bezahlen lassen. Und das erlaubt er nicht, der Menschenfeind! – Ich muß ihn so nennen, denn er ist es und die ganze Noblesse nennt ihn so. Genug davon. O ich hoffe nächsten Posttag zu lesen, ob ich noch ferners in Salzburg meine jungen Jahre und mein Talent vergraben soll, oder ob ich mein Glück wenn ich es machen kann machen darf, oder warten soll bis es zu spät ist. In vierzehn Tagen oder drei Wochen kann ich es freilich nicht machen, so wenig als in Salzburg in tausend Jahren. Uebrigens ist es doch mit tausend Gulden das Jahr angenehmer zu warten, als mit vier. Denn so weit hab ich es jetzt schon gebracht, wenn ich will! Ich darf nur sagen daß ich hier bleibe; denn was ich componire ist nicht dazu gerechnet; und dann Wien und – Salzburg? – Wenn der Bono [Capellmeister] stirbt, so ist Salieri Capellmeister, dann anstatt Salieri wird Starzer einüben; anstatt Starzer weiß man noch keinen. Basta; – ich überlasse es ganz Ihnen, mein bester Vater!

Ob ich beim Bono war? – Dort haben wir ja meine Sinfonie zum zweiten Mal probirt. Das habe Ihnen auch neulich vergessen zu schreiben, das die Sinfonie magnifique[273] gegangen ist und allen Succes gehabt hat. Vierzig Violinen haben gespielt, die Blasinstrumente alle doppelt, 10 Bratschen, 10 Contrabassi, 8 Violoncelli und 6 Fagotti. Beim Bono läßt sich Ihnen alles empfehlen. Die haben eine wahre Freude mich wieder zu sehen, er ist der alte ehrliche brave Mann. Die Frl. Nannette hat geheirathet, ich hab schon zwei Mal bei ihr gespeist; sie wohnt in meiner Nachbarschaft. Von Fischerischen 1000 Complimente, ich war eben, als ich von den Theatinern wegging, bei ihnen. Leben Sie wohl und denken Sie daß Ihr Sohn daneben nur darauf bedacht ist, sich zu etabliren; denn – 400 Fl. bekommt er überall. Adieu.

P.S. Haben doch die Güte und sagen Sie Mr. d'Yppold [Nannerls unglücklichem Verehrer] daß ich ihm nächster Posttage antworten werde, und daß ich den Brief von seinem guten Freund richtig erhalten habe. Adieu.

Mein Compliment überall, was nicht gar zu salzburgerisch ist. Der Hofrath Gilofsky hat auch ein Salzburger Stückl mit der Katherl gespielt.

Quelle:
Mozarts Briefe. Nach den Originalen herausgegeben von Ludwig Nohl. Salzburg 1865, S. 272-274.
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